Kummerkastenantwort 640.2: Wozu ist es wichtig, sich zu outen?
Wozu ist es wichtig sich zu outen?
Was kann ich damit erreichen?
Anmerkung: Diese Frage wurde ausversehen von zwei verschiedenen Personen aus dem Kummerkasten-Team beantwortet. Wir haben uns dazu entschieden, beide Antworten zu veröffentlichen. Mehrere Perspektiven auf eine Frage schaden ja bekanntlich nicht – im Gegenteil.
Hallo,
danke für deine Fragen.
Ob es wichtig ist, sich zu outen, liegt immer im Ermessen der einzelnen Personen. Sich dafür zu entscheiden oder den Wunsch zu haben, geoutet zu sein führt für manche Menschen dazu, dass sie sich freier fühlen, in ihrem Umfeld mehr sie selbst sein können, über Dinge und Menschen sprechen können, die sie bewegen, ihre Partner*in mitbringen können und viele weitere Gründe.
Über diese persönliche Ebene hinaus ist es für viele Menschen auch wichtig, in der Öffentlichkeit sichtbar zu sein um zu zeigen, dass es es queere Menschen gibt und die Normen rund um sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität aufzubrechen.
Manche Menschen entscheiden sich aber auch dagegen weil sie von ihrem Umfeld vielleicht verurteilt werden würden oder weil es gemeinsames Wissen und Schweigen darüber gibt, dass eine Person lesbisch, aromantisch, nicht-binär usw. ist. Das kann hilfreich sein wenn auch die Familie z.B. erwartet, von der Gemeinschaft ausgegrenzt zu werden. Sich dann dafür zu entscheiden, mit dem Umfeld nicht über sexuelle Orientierung und_oder Geschlechtsidentität zu sprechen ist genauso in Ordnung wie ein Coming Out zu haben.
Ein Outing kommt ja im Grunde nur deshalb in Frage, weil es sogenannte Heteronormativität und Binarität gibt, also die Grundannahme, dass alle Menschen hetero und entweder Männer oder Frauen sind. Da outen sich Menschen dann als nicht-normativ. Natürlich gibt es auch Kontexte, in denen Menschen sich gar nicht outen müssen, weil Familien, Freund*innen usw. gar nicht von diesen gesellschaftlichen Normen ausgehen.
Ich hoffe, ich konnte deine Fragen ein bisschen beantworten.
Viele Grüße,
Rabia