Kummerkastenantwort 661: Ich habe Angst, mich bei meinen Eltern als nicht-binär zu outen

Hallöle
Ich (weiblich geboren, 15) habe das Gefühl, dass ich bereit bin, mich bei meiner Familie als nicht-binär zu outen. Ich weiß, dass ich sicher bin, weil meine Eltern auch z.B. eine lokale lgbtq+ Vereinigung unterstützen. Aber trotzdem habe ich unglaublich Angst.
1. Kann ich sowieso nicht gut vor Leuten sprechen, erst Recht nicht über persönliche Sachen.
2. Habe ich Angst, dass sie es nicht verstehen und mich z.B. weiterhin als ihre Tochter vorstellen.
Noch mehr habe ich Angst davor mich vor meinen Geschwistern zu outen. Meine kleine Schwester (12) würde mich wahrscheinlich komisch angucken, weil sie es nicht ganz versteht und ich habe Angst, dass mein großer Bruder (16) sich über mich lustig macht, weil er dass sowieso immer macht. Z.B. habe ich jetzt ganz kurze Haare und er sagt die ganze Zeit wie scheiße ich aussehe und auch wenn ich weiß, dass er nicht recht hat, verletzt es mich.
Kurz gesagt, ich will, dass sie wissen, dass ich kein Mädchen bin, aber ich habe unglaublich viel Angst es ihnen direkt zu sagen.
Lg
Lou (Lou ist nicht mein richtiger Name, aber ich wollte einen geschlechtsneutralen Namen der noch was mit meinem eigentlichen Namen zu tun hat, weil ich den eigentlich schön fand, aber eben zu weiblich. Geht Lou als geschlechtsneutraler Name? Ich bin mit total unsicher weil man seinen Namen ja nicht dauernd wechseln kann, aber ich fühle mich mit meinem alten Namen einfach nicht wohl).

Hallo Lou!

Natürlich kannst du Lou als geschlechtsneutralen Namen verwenden, ich finde ihn sehr schön und du hast ja auch gute Gründe dafür, dir diesen Namen ausgesucht zu haben. (Grundsätzlich kann man Namen schon öfter wechseln, das ist auch in Ordnung. Es sorgt nur manchmal für Irritationen. Ich habe so drei Namen oder so, auf die ich höre. :D)

Du könntest deinen Eltern beispielsweise einen Brief oder eine eMail schreiben, in denen du dein Geschlecht erklärst. Eine eMail hätte den Vorteil, dass du auch Quellen anhängen kannst, damit sie sich selbst informieren können, wenn sie das wollen. Und du kannst dir vorher ganz genau überlegen, was du sagen möchtest.

Ob sie dich so akzeptieren, wie du bist, kann ich dir nicht beantworten, aber wenn sie pro LGBTIQ sind, sieht es ja ganz gut aus. Wenn sie es nicht verstehen, kannst du ihnen ja beispielsweise unser Glossar empfehlen. Auch die Bundeszentrale für politische Bildung hat Informationsmaterial, beispielsweise für die Eltern von trans Jugendlichen. Hier findest du auch ein Beratungsangebot für Eltern von trans Kindern/Jugendlichen.

Zu deinem Bruder: Da würde ich auch deine Eltern in der Pflicht sehen, dich vor diesen Verletzungen zu schützen. Er hat nicht das Recht, dich auszulachen oder deine Identität in Frage zu stellen. Für deine kleine Schwester: Wenn deine Eltern positiv reagieren, können sie mit dir zusammen ihr erklären, was Nichtbinarität ist.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Fluff

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