Kummerkastenantwort 720: Wie kann ich den anderen Patient*innen in der Klinik meine Nicht-Binarität erklären?

hi ihr,
ich bin 21 und bin nicht binär und werde eigentlich fast immer männlich gelesen.
Jetzt die Frage: Ich bin gerade in der Klinik um meine Depression zu verbessern, aber hab keine Ahnung wie ich meinen Mitpatient’innen (häufig um die 50) erklären kann, was meine Nichtbinärität ist und dass ich mich halt weniger gejudgt fühle, wenn ich mit Rock hier rumlaufe. Das erzeigt halt echt Sozialdyphorie wenn ich immer als ~junger Mann~ angeredet werde. Meine Psyhologin hat mir vorgeschlagen, dass ich mir eine Strategie überlege, die nicht so unpersonell ist.Hab aber keine Ahnung wie ich das erkläre außer ~ich bin halt kein Mann, einfach ein Mensch~ mache und sollte das auch nicht zu unpersonell machen ;_;
ich dank euch schonmal

Hallo du,

was genau deine Psychologin mit „nicht so unpersonell“ meint, weiß ich leider auch nicht. Vielleicht geht es darum, dass du vor allem darauf eingehst, wie du persönlich dich fühlst und wie du deshalb gern angesprochen werden willst?

Manche Menschen sind davon überfordert, eine Menge neue Labels zu hören, die sie nicht zuordnen können und von denen sie nicht wissen, was sie bedeuten. Meine Strategie ist es deshalb oft, gar nicht das Wort „nichtbinär“ zu verwenden, sondern stattdessen zu sagen, „ich bin nicht männlich oder weiblich, das bedeutet für mich [z.B. wie ich mich gern anziehe, wie ich mich beschreibe]. Ich werde gerne so-und-so angesprochen.“ Alles, was in den eckigen Klammern steht, hängt vom Kontext ab. Bei dir in der Klinik würde es ja auch vor allem darum gehen, in welcher Kleidung du dich wohl fühlst und wie du von anderen angesprochen werden möchtest.

Leuten, die keine Berührungspunkte mit dem Thema Nichtbinarität haben, hilft es meiner Erfahrung nach auch, wenn du ihnen deine Gefühle erklärst. Labels und Definitionen bringen ihnen weniger als sowas wie: „Es macht mich glücklich, wenn ich dieses Kleidungsstück trage“ oder „Ich fühle mich unwohl, wenn mich irgendwer als ‚junger Mann‘ anspricht.“ Diese Leute verstehen vielleicht nicht, was es bedeutet, nichtbinär zu sein, aber sie wissen, was „glücklich“ und „unwohl“ bedeutet. In diese Begriffe können sie sich hineinversetzen und dich vielleicht so ein wenig besser verstehen.

Ich hoffe, das kann dir ein wenig weiterhelfen. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute bei diesen Gesprächen und hoffe, sie laufen gut!

Viele Grüße,
Balthazar

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