Kummerkastenantwort 2.461: Soll ich mich bei meinen Freund*innen outen?

Hey ihr lieben!
Eigentlich habe ich nie drüber nachgedacht, aber in den letzten Wochen beschäftigt diese Thematik mich schon etwas mehr. Vielleicht hilft mir ja wer meine Gedanken zu sortieren..
Ich bin mittlerweile 20, weiss aber bereits seit ich 15 bin, dass ich mich eher zu Mädchen hingezogen fühle.
Bei meinen engsten Freunden, meinen Eltern und einigen losen Bekannten bin ich seit Jahren geoutet. Es kam auch nie etwas negatives etc.. Deswegen ist meine Sexualität für meinen Alltag von keiner Bedeutung.

Jetzt aber zum eigentlichen “Problem”. Ich habe letztes Jahr im Oktober, in einer neuen Stadt, (ca.300 km weg von zuhause) angefangen zu studieren und dadurch eine Menge Leute kennengelernt. Die meisten dort scheinen eher komplett hetero zu sein und sich wenig mit queeren Dingen auseinander zu setzten. Das stört mich eigentlich auch nicht, aber irgendwie habe ich es einfach komplett vergessen, irgendwem zu erzählen, dass ich auch auf Mädchen stehe. Es kam einfach nie die Gelegenheit dazu, es mal kurz zu erwähnen.

Ich sehe nicht “stereotypisch lesbisch” aus, noch habe ich Liebesdramen mit Mädchen von denen ich irgendwie erzählen hätte können. Falls es um Liebesdrama geht habe ich mehr Storys mit Jungs, die ich lieber erzähle und das Thema ist gegessen. Meine Freunde werten die LGBT-Flagge au meinem Schreibtisch und die Gaypride Beiträge in meiner Instastory auch eher als support oder Ally-Verhalten.

Ich weiss, dass ich mich nicht outen muss wenn ich es nicht will. Aber irgendwie habe ich das Gefühl meinen neuen Freunden etwas zu verheimlichen, da es doch irgendwie ein größerer Teil von mir ist. Anderseits ist es in meinen Augen auch bescheuert jemandem nach 6 Monaten aus dem Nichts so eine eigentlich irrelevante Information über sich selbst zu geben. Da ich meine Freundeskreise sehr streng voneinander Trenne gibt es auch nicht die “Gefahr”, das irgendjemand es mal aus Zufall erfahren könnte.

LG
L

Hallo L,

ich denke, du hast das ganz gut umrissen. “Wieso outen, wenns nicht relevant ist?” ist da schon eine gute Richtschnur. Ich würde da noch eine zweite danebenstellen: “Wie sehr nervt mich das alles?” – also wie genervt bin ich davon, dass meine Pride-Dinge als Allyship gelten, wenn Menschen davon ausgehen, dass ich hetero bin oder so. Und spätestens wenn dich das Zeug deutlich mehr nervt, als es dir eigentlich egal ist, kannst du ja nochmal über ein Coming Out nachdenken.

Liebe Grüße
Xenia

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