Kummerkastenantwort 931: Ist das nur eine Phase?

Hey ich bin 20 Jahre alt und weiblich und seit Sommer diesen Jahres fange ich an meine Heterosexualität zu hinterfragen. Es ist für mich immer noch sehr verwirrend und ich weiß nicht ob es sich der Grund für meine Behauptung lächerlich anhört: ich finde Frauen wirklich sehr attraktiv und schön aber es war nie sexuell gemeint sondern eher ein women-support-women thing. Es hört sich verrückt an aber davor war ich noch nie so offen anderen Frauen ein Kompliment für ihre Schönheit zu geben. Ich hab mich weiter hineingesteigert und hatte zum ersten Mal (immer noch) einen female celebrity crush. Das war auch wahrscheinlich der Moment wo ich mich wirklich gewundert habe ob ich nicht doch Bisexuell bin, da ich Männer auch sehr anziehend und attraktiv finde. Ich wollte erfahren ob ich Frauen auch so sexuell anziehend finde wie ich es bei Männern finden und hab mir pornos angeschaut (hab mir keine Beziehung mit einer Frau vorgestellt) und schnell gemerkt dass das nichts für mich ist und habe aufgehört mir darüber Gedanken zu machen ob ich Bisexuell sein könnte. Eines Tages traf ich mich mit meiner Freundin alleine (normalerweise treffen wir uns in der Gruppe) wir sind nicht lange befreundet (2Jahre) und es war auch ehrlich gesagt das erste Mal dass wir zu zweit alleine was unternommen haben. Wir hatten einen Filmeabend. Wir lagen in ihrem Bett und ich war ständig nervös und hab mir ständig Dinge mit ihr vorgestellt, was die ganze Situation für mich ständig sehr unangenehm gemacht hatte und wenn sie sich ständig an meine Schulter lehnte hat das ganze auch nicht gerade einfacher gemacht. Seit diesem Tag kann ich nicht mehr aufhören über sie auf eine sexuelle Art und Weise zu denken. Anfangs war es noch sehr verwirrend aber jetzt werden die Vorstellungen klarer. Ich will mich auch nicht unbedingt outen, weil ich mir immer noch nicht sicher bin ob es nur eine Phase ist, die ich gerade durchmache. Und auch wenn ich mir sicher wäre habe ich Angst nicht akzeptiert zu werden. Bei meinen Freunden bin ich mir zu 100% Sicher dass sie mich akzeptieren und unterstützen würden aber bei meiner Familie sieht das ganze anders aus da wir aus Westasien stammen und sowas in unserer Kultur einfach ein No-Go ist. Aber wie gesagt ich bin immer noch sehr verwirrt und bin mir nicht sicher ob es nicht doch einfach nur eine Phase ist. Ist das normal? Ich will nicht zu voreilig sein und mich falsch outen. Davor habe ich glaube ich auch am meisten Angst. Dass ich mich falsch oute. Und wenn so eine Phase normal sein sollte, ist es dann normal solche Gedanken über die eigene beste Freundin zu haben? (Ich war das letzte Mal echt aufgeregt als wir uns sahen und mein Herz hat wie wild gepocht oder vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet)

Vielen vielen vielen vielen Dank im Voraus für eure Antworten

Hallo!

Es ist ganz schön schwierig, nicht-heterosexuelles Begehren für sich selbst zu bemerken und zu verstehen und es dann nicht komplett anzuzweifeln. Was ich damit sagen will ist: Vermutlich gibt es einen Grund, wieso du dir alle diese Fragen stellst und diese Gedanken machst. Und wirklich viele queere Menschen denken, es könnte nur eine Phase sein oder sie wären gar nicht wirklich queer (schau doch dazu mal in unseren Artikel zum queeren Imposter-Syndrom).

Ob das bei dir nur eine Phase ist oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Aber du kannst doch mal folgendes probieren: Oute dich bei deinen Freund*innen, die dich supporten. Sag vielleicht auch dazu, dass du dir nicht zu 100% sicher bist. Schau, wie es sich anfühlt. Und wenn du das Gefühl hast, das stimmt so und passt so und wird sich so schnell nicht mehr ändern, kannst du es deiner Familie erzählen.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,

Annika

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