Kummerkastenantwort 986: Ich habe Angst davor, mich bei meiner Familie zu outen.
Content Note: In diesem Beitrag geht es um emotionale Gewalt und Queerfeindlichkeit.
Hallo ich bin Jean (14), lesbisch-biromantisch und poly-pangender meine Eltern sind komplett gegen lgbtq* mein Stiefvater meinte sogar mal er hätte nichts dagegen wenn andere Leute Menschen aus lgbtq* Szene schlagen würden. Er wird mich nicht schlagen oder so aber er hatten oft schon Probleme wegen emotionaler Gewalt usw. Ich will mich endlich outen aber weiß das sie dass nicht akzeptieren werden gibt es irgendwie Verbände oder so wo man sich melden kann wenn so ein outing Schief läuft und man emotional in Gefahr ist ? Es ist halt es setzt mich jeden Tag mehr unter druck so zu tuen als sei ich cis und Herero
Hallo Jean,
es ist eine echt verdammt schwierige Situation, in der du dich da befindest. Einerseits willst du natürlich du selbst sein können, andererseits musst du Gewalt befürchten, wenn du zu dir stehst.
Ich persönlich sage immer: Die eigene Sicherheit geht vor. Manchmal ist es eben einfach nicht sicher, sich zu outen – und klar tut das weh, aber die Alternative kann schmerzhafter sein. Auch emotionale Gewalt ist Gewalt und du solltest dich nicht gezwungen fühlen, dich dem auszusetzen. Es ist auch okay, ein paar Jahre zu warten, authentisch zu leben, wo du kannst (z.B. in deinem Freund*innenkreis, in einer queeren Jugendgruppe, online) und zu Hause bei deinen Eltern sozusagen undercover zu bleiben. Für so eine Entscheidung muss sich niemensch schämen – das ist einfach nur guter Selbstschutz.
Wenn du dich aber unbedingt outen möchtest oder das Gefühl hast, du musst, dann gibt es Möglichkeiten, wie du dich ein wenig schützen kannst. Gut ist es z.B. immer, dich zuerst bei einzelnen Leuten zu outen, denen du vertrauen kannst. Freund*innen, lgbtq*-freundliche Familienmitglieder, im Idealfall erwachsene Vertrauenspersonen wie Großeltern, (Vertrauens-)Lehrer*innen, Schulpsycholog*innen, Therapeut*innen usw. Es ist gut, wenn du in deiner Nähe mindestens eine erwachsene Person hast, an die du dich wenden kannst, wenn etwas schief geht.
Eine Möglichkeit sind auch queere Jugendgruppen und Beratungsstellen; schau doch mal, ob es so etwas in deiner Nähe gibt. Falls du sowas nicht direkt findest, dann schau doch mal auf die Webseiten von pro familia oder der Aids-Hilfe in deiner Nähe – manchmal haben die Sprechstunden oder Beratungsangebote zu queeren Themen. Dort kannst du Tipps und Hilfe fürs Coming Out bekommen, und auch nach einem möglichen Coming Out können diese Menschen für dich da sein.
Pass gut auf dich auf und überlege dir gut, wie du am besten und sichersten durch diese schwierige Situation kommst. Ich wünsche dir alles Gute.
Liebe Grüße,
Balthazar