Kummerkastenantwort 1.019: Meine Eltern akzeptieren nicht, dass ich trans bin.

Hey 😉
Ihr habt mir schon mal super geholfen, vielen Dank dafür.
Ich bin Transgender FtM und ich habe mich meinen Eltern geoutet, weil ich gedacht hatte, dass es mir danach besser geht, wenn meine neuen Pronomen und mein neuer Name verwendet werden. Ich bin zu optimistisch gewesen. Leider sind sie transphob und zum Teil auch homophob, was natürlich alles noch schlimmer gemacht hat. Sie benutzen weiterhin meinen Deadname und die falschen Pronomen. Wenn ich in die Richtung LGBTQIAPD+ irgendetwas andeute, sehen sie mich mit einem Blick an, der nur Ekel zeigt. Meine körperliche sowie soziale Dysphorie wird immer schlimmer und ich könnte den ganzen Tag nur heulen. Meine Eltern werden sich höchstwahrscheinlich nicht beraten oder umstimmen lassen, da sie (laut ihnen) nicht glauben, dass ich ‚das‘ bin. Ich sehne mich einfach nur noch danach, akzeptiert zu werden als der, der ich nun mal bin.
Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps? Vielen Dank schon mal im Vorraus.
– Dean

Hallo Dean,

manchmal hilft Eskalation. Geh jetzt bitte nicht in die weite Welt tue unüberlegte Dinge und warte, bis alles auf dir zusammenbricht, weil „Xenia hat das gesagt, deswegen muss ich das machen und da wird alles automatisch funktionieren“. Das ist nicht wie Dinge funktionieren. Ich versuche hier eine Perspektive aufzumachen, eine die als Ergebnis wenigstens hat, dass du näher an das gute Leben rankommst. Ist aber stressig. Aber das ist es jetzt ja auch schon.

Wir haben hier mal ein Interview mit zwei Anwältinnen zur rechtlichen Situation von queeren Jugendlichen geführt. Kurz gesagt ist die Idee, dass Eltern sowohl das Recht als auch die Pflicht haben, sich ordentlich um ihre Kinder zu kümmern. Wann immer Eltern Dinge tun, die zu seelischem Schaden an ihren Kindern führt, führend wird, oder bestehenden vergrößern ist das ziemlich sicher eine Verletzung dieser Pflichten.

Was tust du mit der Information? Erstens: Wissen, dass deine Eltern hier auch aus einer rechtlichen Perspektive nicht korrekt handeln. Zweitens: Du bist es wert, das zu ändern, und wenn deine Eltern das nicht einsehen, weil du das einforderst, dann hast du auch die Möglichkeit dir Unterstützung zu suchen. Drittens: letztlich ist das Jugendamt staatlich die Stelle, die zwischen dir und deinen Eltern vermitteln kann. Warum? Weil sie als einzige echte Macht haben. Das Jugendamt kann dieses elterliche Sorgerecht in Teilen an sich nehmen.

Das klingt in der Theorie zwar relativ schlüssig. In der Praxis werden die meisten Eltern nicht begeistert sein, wenn jemand ihnen reinredet, dabei Recht hat und tatsächlich auch die Macht, sie zu Dingen zu zwingen oder zu verbieten. Gleichzeitig ist der Zustand, aus dem du hier rauswillst auch jetzt nicht gerade von Harmonie geprägt. Deswegen kann ein so krasser Schritt durchaus die richtige Idee sein.

Menschen im Team können dir auch helfen herauszufinden, welches Jugendamt für dich zuständig ist und versuchen Kontakt herzustellen. Falls das eine Idee ist, kannst du dich im Regenbogenchat oder per Mail melden.

Liebe Grüße
Xenia

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