Kummerkastenantwort 1.122: Ich habe eine Frage zu Vornamensänderung als Enby

heyho Menschen ^~^

ich habe eine Frage bezüglich der Vornamensänderung, die man als Enby durchführen kann.

Also erstmal mein Hintergrund: ich bin nonbinary, habe aber “männliche” (er/ihn) Pronomen und benutze generell die männliche Form von Wörtern, wenn ich über mich spreche und es keine geschlechtsneutrale Formulierung gibt (dann nenne ich mich auch einfach mal den “Bruder” meines Bruders, obwohl mein Körper biologisch weiblich ist und ich selbst eben nicht-binär).

Das liegt daran, dass (ich weiß leider nicht, woran das liegt) es einen Trigger für mich darstellt, mit etwas “typisch Femininen” in Verbindung gebracht zu werden, mit anderen Worten, wenn man mich mit “Frau (…)”, “sie/sie” oder der weiblichen Form irgendwelcher Wörter (z.B. “Schülerin”) anspricht. Dagegen ist es für mich normal, passend und auch ansprechend, “er”, “junger Herr” oder “Schüler” etc. genannt zu werden. Ich bin mir trotzdem sicher, kein Junge (also transgender) zu sein, es fühlt sich auch nicht richtig für mich an, Menschen zu sagen ich sei ein Junge, ich bin mir schon sehr sicher damit, nicht-binär zu sein. Nur im Gesprochenen fühle ich mich eben mit den männlichen Formen wohl und mit den weiblichen überhaupt nicht, und genauso verhält es sich mit (Vor)Namen, mein jetziger Name (eindeutig weiblich) stellt einen wirklich großen Trigger für mich dar und darum strebe ich eine Namensänderung an, wie genau ich das anstelle weiß ich nur noch nicht. Sooo, jetzt der Grund, warum ich das hier so breit trete:

In einem Artikel hier auf der Queer-Lexikon-Seite habe ich gelesen, dass man seinen Vornamen, wenn man ihn offiziell ändern lassen will und als Grund dafür anbringt, nicht-binär zu sein, nur in einen entweder geschlechtsneutralen Namen oder einen Namen, der dem Geschlecht zugeordnet wird, das man biologisch hat, ändern lassen kann. (Puh, ich hoffe, der Satz ist verständlich.)
Das stellt mich jetzt vor Folgendes Problem: Ich bin mit geschlechtsneutralen Namen komplett zufrieden, genauso wäre es kein Problem für mich, wenn der Name den ich auswähle eindeutig männlich ist. Ansprechend finde ich beides. Ein Problem wird es erst, wenn der Name (ob offiziell oder nur meines Erachtens nach) weiblich ist.

Also dachte ich, okay, dann suche ich halt einen Namen raus, der offiziell als geschlechtsneutral gilt und die Sache ist gegessen. Problem: Ich habe mich nach langer und anstrengender Suche total auf einen Namen eingeschossen, der aber leider als offiziell männlich gilt (Liam). Jetzt möchte ich aber eigentlich auch keinen anderen mehr, ich finde ihn wirklich ansprechend und alles andere wäre da nur “die zweite Wahl”. Aber mein biologisches Geschlecht ist weiblich und ich bin kein Transjunge.

Jetzt endlich, finally, meine Frage: Kann ich es irgendwie durchboxen, mir einen offiziell männlichen Namen eintragen zu lassen, trotz weiblichem Körper und nicht-binärer Geschlechtsidentität? Ich bespreche das alles auch nochmal mit einem Sexualtherapeuten der sich hoffentlich auch mit ein paar Möglichkeiten auskennt, aber es dauert noch eine Weile bis ich da mal hinkomme und ich möchte mir nicht unnötig lange Hoffnungen machen, wenn es wirklich überhaupt nicht geht.

Von daher würde ich mich wirklich sehr über eine Antwort hier freuen. Vielen Dank fürs Lesen, ist doch ganz schön lang geworden :’D LG

Hallo,

also die Theorie ist: Ja, das kannst du. Mit einem großen aber. Und das aber ist wie folgt:

Wenn du deinen Vornamen ändern willst und das über das Transsexuellengesetz machst, dauert das circa ewig, und wird ziemlich stressig, weil das Gesetz komplett in binärer Logik gebaut ist – du müsstest also in zwei Gutachten beweisen, dass du ein Mann bist und kannst dann gerichtlich deinen Vornamen ändern lassen. Kostenpunkt: mehrere Tausend Euro, es ist aber möglich Prozesskostenhilfe zu beantragen. Insgesamt hässliche Sache.

Du kannst auch eine Änderung über da Personenstandsgesetz versuchen. Da brauchst du irgendwoher eine ärztliche Bescheinigung, dass eine “Variante der Geschlechtsentwicklung” vorliegt. Damit kannst du auf dem Standesamt deinen Vornamen (und/oder Geschlechtseintrag) ändern lassen. Kostenpunkt: eventuelle Auslagen für den Zettel und ein neuer Personalausweis. Sollte also ein zweistelliger Euro-Betrag sein.

Der dritte Punkt ist das allgemeine Namensrecht. Vornamen können da nur unter bestimmten Bedingungen geändert werden. Zum Beispiel, in dem du nachweist, dass dein jetziger Name dich sehr belastet (du aber nicht trans bist, weil du dann das TSG nutzen müsstest). Das hat super viel Rechtsunsicherheit, wenig definierte Verfahren und ist allgemein eher abenteuerlich.

Die Idee, dass Namen einem Geschlecht zugeordnet werden können müssen, ist in Deutschland rechtlich nicht bestätigt soweit ich weiß. Heißt: während es früher so war, dass einige Namen wie Kim oder Luca immer einen Zweitnamen verlangten, um das Geschlecht klarzustellen, ist das heute nicht mehr der Fall. Gleichzeitig entscheidet bei Verfahren über das Namensrecht im ein*e Standesbeamt*in. Und Beamte*r sagt nein hat in Deutschland auch immer Gewicht. Macht also auch keinen Spaß.

Liebe Grüße
Xenia

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