Kummerkastenantwort 306 – Ich fühle mich immer weiblicher…
Hallo,
ich 47,Mann mit Gendefekt xyy, habe mich eigentlich immer als Mann gefühlt und sehe auch optisch so aus, groß, kräftig. Hatte aber immer schon eine weibliche Ader, verkleidete mich schon als Kind gern als Mädchen, hatte mehr Freundinnen als Freunde. Fühlte mich aber immer zu Frauen auch sexuell hingezogen. also schwul bin ich definitiv nicht. Habe auch die Frau fürs Leben gefunden und wir haben auch drei Kinder über IXCY- Befruchtung bekommen. Also beschränkt zeugungsfähig. In jungen Jahren überwiegte gefühlt meine Männliche Seite, aber je älter ich werde um so mehr kommt meine weibliche Seite raus. Ich fühle immer emotionaler, reagiere intensiver, habe viel mit Frauen zu tun, kann prima zuhören, „du verstehst mich, höre ich so oft“, habe aber Probleme meine männliche Seite beim Sex zu intensivieren. Bekommen schon Testoron als Gel, aber es hilft nur bedingt. Ich verwöhne meine Frau lieber wie Frauen es machen nur hätte sie gerne mehr den Mann. Was bin ich , werde ich gefühlsmäßig immer weiblicher?, wie soll ich damit umgehen? ich fühle mich nicht so richtig transsexuell, da heißt ich glaube nicht das mein Körper weiblich werden kann, vielmehr habe ich das Gefühl ich bin fraulich und liebe auch Frauen. Ich selbst nenne mich, lesbischer Mann – Hirngespinnst oder gibt es sowas? Sage ich aber nicht öffentlich oder in der Familie. Aber ich sage durchaus ich verstehe Lesben und wäre lieber lesbisch als schwul. Lesbische Frauen sind mir so nah.. selbst Bekannte erzählen mir ihre Probleme mit ihrem lesbischen Partner. Vielleicht könnt ihr mir etwas helfen…
Hallo,
ich bin nicht mal halb so alt wie du und schon eine der ältesten Personen im Team. Verzeih, dass das alles etwas jenseits unserer Erfahrungen und Horizonte liegt.
Es gibt jedenfalls kein Höchstalter, ab dem sich das eigene Geschlecht oder die eigene sexuelle Orientierung nicht mehr ändern können. Es gibt Leute in jedem Alter, die ihr Geschlecht hinterfragen und Neues über sich selbst lernen. Und es ist eigentlich auch eine schöne Sache, sich im Laufe des eigenen Lebens verändern und näher kommen zu dürfen. Das macht Dinge zwar nicht einfacher, aber vielleicht schöner und erfüllter.
Vielleicht ist es ein guter Anfang, ein Label zu suchen und zu finden, das sich (vielleicht auch nur für den Moment) gut und richtig anfühlt. Ob du da bei lesbischer Mann schon fündig geworden bist, oder ob das noch was ganz anderes wird, kann ich nicht sicher wissen. Vielleicht sind nicht-binäre Identitäten und Labels was, wo du dich ein wenig einlesen kannst; es könnte sein, dass es dort Begriffe gibt, in denen du dein Geschlecht wiederfinden kannst. Es könnte auch immer noch sein, dass du eine trans Frau bist; trans sein hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie dein Körper aussieht oder welche Veränderungen du daran vornehmen willst – es geht viel mehr darum, wie es in dir drinnen aussieht, und wenn du sagst, du fühlst dich oder bist fraulich, dann kannst du auch eine lesbische trans Frau sein.
Und vielleicht, wenn du dich damit wohl fühlst, kann es auch eine Befreiung sein, das Thema in deiner Familie, mit Freund*innen oder sonstwo in deinem Umfeld zu thematisieren. Das kann sicher auch schwierig werden, aber es kann auch sehr hilfreich sein dabei, dich authentisch und in deinem Selbst bestätigt zu fühlen.
Wir wünschen dir alles Gute bei deiner weiteren Selbst-Suche und hoffe, du findest Begriffe und eine Umgebung, mit der du dich wohl fühlst.
Liebe Grüße,
Xenia und Balthazar
PS: Tut uns leid, dass es mit der Antwort so lange gedauert hat – der Kummerkasten ist in der letzten Zeit sehr gefragt gewesen und das Team war leider komplett ausgelastet.