Kummerkastenantwort 5.587: Kann ich keine oder alle Pronomen nutzen, wenn ich selbst noch Fehler bei geschlechtergerechter Sprache mache?
Hey ich bin 14 Jahre alt und habe euch schon 2 mal geschrieben. Eure antworten haben mir wirklich schon sehr weiter geholfen! Aber es gibt da doch noch ein paar Fragen oder eher Zweifel die ich hab. Ich bin sehr schlecht darin über meine Gefühle zu reden mit einer Person die ich kenne deshalb hab ich gedacht ich schreib euch nochmal:
Also ich bin mir im Moment ziemlich sicher das ich irgendwo auf dem Nonbinären Spektrum bin. Also irgend wo zwischen genderfluid und Bigender oder auch einfach Nichtbinär.
Ich habe mich bereits bei einer Freundin geoutet und ihr gesagt das ich überleg ob ich vielleicht nichtbinär bin. Als ich es ihr gesagt habe habe ich mich einfach unbeschreiblich toll gefühlt. Ich habe das was mich jetzt schon so lange beschäftigt endlich ausgesprochen! Dann einen Monat später hat meine Schwester mich gefragt ob ich eigentlich auf Jungs oder auf Girls stehe. Ich hab gesagt beides und ohne das ich wirklich nachgedacht habe, habe ich mich schon wieder geoutet.
Jetzt bin ich zwar schon mega happy das ich mich zweimal geoutet habe, aber im Moment bin ich die ganze Zeit am darüber nachdenken welche Pronomen ich gerne für mich hätte. Ich glaube für mich sind Alle okay oder auch keine. Aber jetzt denke ich das ich das mit der Gendergerechten Sprache manchmal selbst noch nicht ganz korrekt mache. Aber bin ich dann Scheisse wenn ich etwas von meinem Umfeld erwarte das ich manchmal selber nicht hin bekomme?
Und was wenn ich mich oute vor meiner Familie und sie es dann überhaupt nicht akzeptieren oder sie es komisch finden?
Sorry das die Nachricht so lange geworden ist aber es hat einfach mal gut getan das je*man*dem zu erzählen. Also einfach danke fürs lesen und das was ihr hier macht ist einfach nur Toll!
Liebe Grüsse und alles gute 🩷
Hallo!
Es freut mich zu hören, dass deine ersten Outings dir so gut getan haben!
Du bist natürlich nicht scheiße, wenn dir gendergerechte Sprache (noch) schwer fällt. Diese „Umstellung“ in der Sprache ist natürlich nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen, gerade wo man nicht-gendergerechte Sprache ja auch oft noch liest und hört. Gewohnheiten zu brechen, auch in der Sprache, ist natürlich nicht ganz leicht.
Das du möchtest, dass du mit Worten angesprochen wirst und über dich gesprochen wird, die dir entsprechen und sich gut für dich anfühlen, ist sehr nachvollziehbar. Diesen Anspruch darfst du auch an dich selber stellen, mit dem Wissen, dass das einfach etwas Zeit braucht. Du und dein Umfeld könnt da ja quasi gemeinsam üben und euch dran gewöhnen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich deine Familie, solltest du dich bei ihnen outen, auch daran erst mal gewöhnen müssen. Vielleicht fällt es ihnen zunächst schwer oder sie es komisch finden. Nichtbinär ist für viele Menschen etwas mit dem sie noch nicht in Berührung gekommen sind. Und diese Gewöhnungsphase wird auch für dich sicherlich schwer sein, aber, wie du ja auch bemerkt hast, ist es auch ein schönes Gefühl den Leuten, die einem nahe stehen, etwas über sich selbst mit zu teilen.
Vielleicht kannst du bei den Personen, bei denen du dich potenziell outen möchtest, mal fragen, ob ihnen Trans*/Nicht binär sein ein Begriff ist und/oder was sie darüber wissen. Dann kannst du vielleicht schon ein mal einschätzen, wie sie auf ein Outing reagieren könnten.
Alles Gute
Joshua