Kummerkastenantwort 1.169: Ist Lithromantik heilbar?

Hey, ich glaube ich bin Lithromantisch und es stört mich ziemlich, da ich mich eigentlich sehr gerne auf jmd einlassen möchte. Sobald es aber erwidert wird bzw Gefühle gestanden werden, blocke ich ab und die Gefühle verschwinden wieder.
Kann man dagegen was machen? (“Heilbar”?)
LG 🙂

Hallo,

und uff, da kommst du aber mit einer schwierigen Frage, auf die es keine gute Antwort gibt! “Heilbar” ist jedenfalls ein Wort, das ich für keine sexuelle oder romantische Orientierung verwenden will – dafür gibt es zu viel problematische Geschichte darüber, dass queere Menschen für ihre Sexualität als psychisch krank gelabelt wurden und geheilt werden sollten. Das ist alles ein gefährliches Thema, weil es schnell zu so Dingen wie Zwangstherapien u.ä. führt. Lassen wir diesen Begriff also vielleicht lieber aus dem Spiel.

Versuchen wir es lieber anders: Kann eins als lithromantische Person einen Umgang mit Gefühlen und Beziehungen finden, der für diese Person nicht belastend, sondern positiv ist? Und da kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Ja, das geht.

Ich kann hier nur aus meinen eigenen Erfahrungen mit Lithromantik, Gefühlen und Beziehungen sprechen – was für mich funktioniert hat, muss für dich oder andere nicht automatisch auch eine passende Lösung sein. Für mich waren zwei Dinge enorm wichtig: Klar mit möglichen Partnerpersonen kommunizieren und mich selbst zu nichts zwingen. Beides ist nicht leicht und hat mich selbst viel Arbeit und Geduld mit mir selbst gekostet – aber es hat sich definitiv gelohnt. Kommunizieren hieß für mich, dass ich offen mit meiner lithromantischen Orientierung umgegangen bin, dass ich darüber geredet habe mit Menschen, mit denen ich in einer Beziehung war oder potentiell in einer sein wollte. So eine Offenheit schafft realistischere Erwartungen auf beiden Seiten und hat mir selbst den Druck genommen, irgendwas zu sein, was ich nicht bin. Und das hängt auch direkt mit dem “mich selbst zu nichts zwingen” zusammen: Beziehungen haben mich anxious und unglücklich gemacht, weil ich versucht habe, eine Norm zu erfüllen, in die ich einfach nicht gepasst habe. Seit ich auf meine eigenen Bedürfnisse achte, in Beziehungen Grenzen setze und die auch klar kommuniziere, ist für mich ein enormer Teil von Angst und Unwohlsein weggefallen und Beziehungen sind für mich möglich geworden.

“Sich auf jemanden einlassen” kann ja ganz vieles bedeuten – und sehr viele Varianten davon setzen nicht zwangsläufig voraus, dass du romantische Gefühle für die andere Person haben musst. Vielleicht lohnt es sich ja für dich, mal genauer queerplatonische Beziehungen anzuschauen?

Ich hoffe, meine Erfahrungen konnten dir ein bisschen weiterhelfen. Ich wünsch dir alles Gute!

Viele Grüße,
Balthazar

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