Giveaway Time: Gewinne eins unserer 5 signierten Exemplare von “Das asexuelle Spektrum”!

Neulich haben wir euch das Buch “Das asexuelle Spektrum. Eine Erkundungstour” von Carmilla de Winter in einer Rezension vorgestellt. Heute könnt ihr nicht nur in das Buch reinlesen, sondern auch gleich eins von 5 signierten Exemplaren gewinnen! Einfach in dieses Formular eure Mailadresse eintragen und schon seid ihr dabei. Die Daten werden lediglich zur Verlosung, und im Falle eines Gewinns zur Kontaktaufnahme genutzt. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben oder zu sonstigen anderen Zwecken genutzt. Einsendeschluss ist der 11. Juli 2021. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Disclaimer: In ihrem Buch verwendet Carmilla de Winter leider eine Reihe von Formulierungen in Bezug aufs Trans-Sein, die in der Community so eher nicht verwendet werden und hinter denen wir auch nicht stehen. Wir haben uns dazu entschieden, das Buch trotzdem zu verlosen, weil es unseres Wissens nach das erste deutschsprachige Einführungsbuch zum Thema Asexualität ist.


Blick ins Kapitel 3.3

Das Leben nach der Erkenntnis. Oder: Wie gehe ich damit um, dass ich zum asexuellen Spektrum gehöre?

Sämtliche Hinweise deuten darauf hin, dass man sich als asexuell oder mit einem verwandten Begriff beschreiben könnte. Es fühlt sich vielleicht ein bisschen an, wie an einem Grenzzaun zu stehen oder sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Auf der bekannten Seite weiß man genau, wo alles ist und wie die Welt funktioniert. Und sobald man sich entschließt, das Wort zu benutzen, tritt man durch ein Tor und landet in einer Welt, von der man befürchtet, dass sie ziemlich unfreundlich sein könnte. Wer weiß, ob da nicht ein verwunschener Wald und Raubtiere beziehungsweise unbezahlte Überstunden oder gehässige Kolleg*innen lauern?

Ist das eine Phase? Geht das wieder weg?

Wie ich unter „Orientierungs-los“ geschrieben habe, lautet die kurze Antwort auf diese Frage: Sehr wahrscheinlich nicht. Ob Asexualität nun wissenschaftlich gesehen eine sexuelle Orientierung ist, darauf gibt es noch keine abschließende Antwort. Aber das Nicht-Begehren oder Wenig-Begehren ist − wie eine sexuelle Orientierung − bei den meisten Betreffenden über Jahre bis Jahrzehnte stabil. Trotzdem betonen einige Texte im Internet, dass Sexualität „fluid“ sei, also fließend oder veränderlich.
Es mag sein, dass eine Handvoll Menschen, die sich als asexuell beschreiben, irgendwann einem Menschen begegnen, für den sie sexuelle Gefühle entwickeln. Und dann darüber nachdenken müssen, ob demisexuell nicht doch ein besser geeignetes Wort wäre. Genauso gibt es Menschen, die heterosexuell oder homosexuell begehren, dann aber die eine Person treffen, für die sie diese Einordnung hinterfragen müssen. Sind sie nicht vielleicht doch bi? Und manchmal verlässt Menschen im mittleren Lebens-alter die sexuelle Anziehung, und sie werden asexuell.

Daraus leiten sich einige Ratschläge ab.

Erstens:
Es bringt nichts, darauf zu warten, dass eine höhere Macht mit den Fingern schnippt und sich die eigene Sexualität ändert. Ganz gleich, um welche Sexualität es sich handelt. Wer auf so etwas wartet, erlebt sich als ewig unfertig. Und als minderwertig sowieso, denn die Frage „Geht das wieder weg?“ schließt ja schon ein, dass der derzeitige Zustand unerwünscht ist.
Nützt es, wie ein Mensch an einem Bahnhof ohne Uhren und Abfahrtspläne auf dem Bahnsteig herumzutigern, in der Hoffnung, dass irgendwann ein Zug kommt, der eine*n irgendwo hinbringt? Es gibt keine Garantie, dass ein Zug kommt, und es gibt keine Garantie, dass eventuell eintreffende Züge in Richtung Heterosexualität fahren. Eine derartige Wartestellung verhindert, dass man selbst handelt. Man ergreift keine der zahlreichen Gelegenheiten, das eigene Leben sinnvoll zu gestalten.
Wem nützt es, wenn man sich selbst als minderwertig betrachtet?
Wem nützt es, wenn man an einem Platz verharrt, statt eine neue Welt zu erkunden?
Wem nützt es, wenn man schöne Erlebnisse auf dann vertagt, wenn man einmal nicht mehr so fühlt?

Zweitens:
Unsere Kultur hat, wie gesagt, einen Hang, Sexualität für einen Wesenskern eines Menschen zu halten. Man fühlt nicht nur hetero-, homo-, bi- oder asexuell, man ist es. Das ist für viele Menschen eine Bestärkung und hilft ihnen, sich in unserer Welt zurechtzufinden. Über das Wort identifiziert man sich als zu einer Gruppe gehörig. Das hilft, Gleichgesinnte zu finden und politische Allianzen zu schmieden. Es ist aber nicht die einzige Möglichkeit, sich selbst zu betrachten. Ein bisschen habe ich es oben schon angedeutet. Wer sich als asexuell (oder gray-A, demi, etc.) beschreibt, kann das als eine Beschreibung nutzen. Man muss keine Garantien abgeben, dass man für den Rest seines Lebens so fühlen wird.
Es ist auch völlig okay, sich als „fragend“ oder „unentschlossen“ oder „Lass mich bloß damit in Ruhe! Ich hab keine Lust, darüber nachzudenken!“ zu beschreiben und das so lange beizubehalten wie nötig oder auch lebenslang.
Wer sich dafür entscheidet, sich als asexuell (oder demi oder gray-A) zu beschreiben, hat damit ein Kürzel zur Hand. Es beschreibt Dinge, die ohnehin da sind. Denn wie ich oben schon sagte: Es geht darum, wie man Menschen anschaut, welche Art Beziehungen man sucht, und wie man mit Erwartungen umgeht, die andere an eine*n stellen. Und da kann es sehr hilfreich sein, dafür ein bis drei Wörter zu benutzen statt fünf Sätze.
Und es hilft wie gesagt dabei, Menschen zu finden, denen es ähnlich geht und die sich vom Leben ähnliche Dinge wünschen.

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