Kummerkastenantwort 1.620: Was kann ich tun, damit es mir besser geht?
TW: Erwähnung von Suizid
Hey
Ich (afab) bin wahrscheinlich nonbinary oder demiboy, weiß ich nicht. Ich habe mir letztens die Haare abgeschnitten und seit dem fühle ich mich schlecht. Meine Dysphorie ist zwar wirklich viel besser geworden, aber ich fühle mich dauernd niedergeschlagen und bin unglücklich. Ich glaube es liegt daran, dass ich jetzt erst mit meinen kurzen Haaren kapiert habe, was da alles auf mich zukommt. Es macht mir nichts Spaß und ich habe so viel Angst vor Outing Reaktionen von meiner Klasse, Freunden und Familie. Meine Mutter sagt das ist alles nur ein Trend und von meiner Klasse kassiere ich wetten doofe Kommentare. Und mir ist erst jetzt bewusst geworden, dass es nicht aufhört, dass ich mich immer und immer wieder outen muss, weil Menschen nicht erkennen, ob ich jetzt männlich oder weiblich bin, dass ich immer wieder Ablehnung zu spüren bekomme und mich immer wieder erklären muss. Und diese Erkenntnis zieht mich immer weiter runter und ich habe Angst vor anderen, aber Vorallem vor mir selbst, dass ich anfange Drogen zu nehmen oder suizid begehe, weil ich keinen anderen Ausweg mehr sehe. Ich stehe immer und immer wieder auf und immer und immer wieder werde ich mit sie/ihr angesprochen und mit meinem doofen Geburtsnamen und ich mag weg und einen Neustart machen. Das ist leider aber nicht möglich. Deswegen ist meine Frage ob ihr Tipps habt was ich machen kann dass es mir besser geht ohne mich zu outen?
Danke es hat mir schon geholfen mir alles aus der Seele zu schreiben und ich fühle mich viel leichter. Ich finde euch alle ganz toll und ihr macht so tolle Arbeit und jeder Beitrag hier hilft mir immer wieder und wahrscheinlich auch vielen anderen. Ihr zeigt mir, dass ich nicht allein bin.
Und ich wollte auf keinen Fall zu selbstmitleidig klingen. Ich wollte nur beschreiben wie es mir gerade geht.
Lg Mika
Hallo Mika,
Es tut mir leid zu hören, dass es dir so schlecht geht und es tut mir auch leid, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest.
Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Situation sehr belastend ist. Was dir genau gut tun kann, weißt du vermutlich besser als ich. Aber es macht Sinn, mit dieser Frage ein bisschen Zeit zu verbringen und dir z.B. eine ‘Notfallkiste’ zu packen, in der Sachen sind, die dir helfen können, wenn du einen besonders schlechten Tag hast (z.B. dein Lieblingsbuch, ein Duftöl, einen Brief von einer lieben Person, ein Kissen etc.). Vielleicht hilft es dir auch, dir einen Raum zu suchen oder eine Person, bei der du du sein kannst und wo du in deinem Geschlecht akzeptiert wirst. Ein solcher Raum kann unser Regenbogenchat sein, in dem du herzlich willkommen bist.
Aber ich glaube auch, dass es dir gut tun würde, tatsächlich Hilfe zu bekommen. Zum Beispiel von einem*einer Therapeut*in, in einer Jugendgruppe, die für queere Jugendliche ist oder so. Sprich mal z.B. mit dem*der Sozialarbeiter*in an deiner Schule oder komm in unserem Regenbogenchat vorbei, dann helfen wir dir bei der Suche.
Ich wünsche dir alles Gute!
Annika