Kummerkastenantwort 1.647: Habe ich eine trans Vergangenheit?

Hii!
Ich bin etwas verzweifelt. Alsooo ich denke ich bin transgender (afab). Und ich werde erstmal alles aufschreiben, warum ich das denke und warum ich daran zweifle. Also am besten fange ich ganz von vorne an. Im Kindergarten hatte ich mehr männliche Freunde, aber es war relativ gemischt. Außerdem wünschte ich mir manchmal einen Penis, wobei dieser Wunsch nie sonderlich ausgeprägt war, sondern eher in die Richtung ging, dass ich dachte ein Penis wäre halt cool zum Pinkeln. In meiner Grundschul-Zeit war ich ziemlich mädchenhaft und habe mir gar keine Gedanken über sowas gemacht. Wobei man sagen muss, dass ich mir eigentlich Gedanken über nicht viel gemacht habe, weil ich ziemlich fertig gemacht worden bin und ich nur das im Kopf hatte. Und dann mit Anfang der Pubertät hab ich angefangen meine Brüste zu hassen und später dann alles was weibliche Geschlechtsmerkmale an mir sind. Jetzt ist es sogar schon so, dass ich die Haut im Gesicht zu glatt finde, weil da eigentlich anfangen müsste ein Bart zu wachsen. Außerdem fühle ich mich viel wohler als Junge gesehen zu werden (hab dann immer nen Euphoriekick) und Nutze die Pronomen er ihm. Naja und ich zweifle jetzt daran, weil ich meiner Meinung nach in meiner Kindheit nicht wirklich Anzeichen dafür hatte transgender zu sein. Man muss vllt auch dazusagen, dass ich SEHR geschlechtsneutral erzogen worden bin und immer ziemlich kurze Haare hatte. Ich wurde nie in eine Geschlechterrolle gezwungen. Trotzdem hatte ich auch nicht den Moment wo ich dachte ,,Ich bin trans, jetzt ergibt das alles in meiner Vergangenheit Sinn”
Lange Rede kurzer Sinn: Hatte ich überhaupt eine ,,Transgendervergangenheit” oder ist das jetzt nur so ein Pubertätsding, dass ich auf einmal denke ich bin trans?
Viele Grüße und danke fürs Zuhören
Joel

Hallo Joel,

danke für deine Geschichte.
Viele trans Personen wachsen mit der Erwartung, auf, dass sie, wenn sie sich outen, “das schon immer gewusst haben” müssen. Gleichzeitig ist bei vielen erst die Pubertät der Moment, in dem sie anfangen, sich unwohl zu fühlen, weil mit dem Körper Dinge passieren, die “nicht richtig” sind. Wie bei dir beispielsweise die wachsenden Brüste und der fehlende Bartwuchs.

Du musst nicht als Kind ausschließlich mit Autos gespielt haben und der krasseste “Junge” gewesen zu sein, um trans zu sein. Viel wichtiger ist es, dass es dir Euphorie gibt, als Junge wahrgenommen zu werden und sich die Pronomen richtig anfühlen.

Deine Familie klingt sehr offen für ein Outing, vielleicht probierst du das mal und kommunizierst auch, dass du gerne Bartwuchs hättest? Dann könnte für dich eine Hormontherapie in ärztlicher Begleitung in Frage kommen.

Lieben Gruß

Fluff

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