Kummerkastenantwort 1.708: Wie kann ich mich als nicht-binär outen?

Hallo liebes Team!

Zunächst einmal, Vielen Dank für eure tolle Arbeit. Nun aber zu meiner Frage.
Ich bin 16 und afab, und mir ziemlich sicher, dass ich nicht-binär bin. Angefangen zu zweifeln, dass meine Identität mit meinen biologischen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmt habe ich bereits früh, so ca. mit 7 oder 8. Ich wurde damals auch öfters mit „er“ angesprochen, was mir eigentlich auch sehr gefallen hat. Ich wusste langezeit nicht, dass es das Label Non-Binary gibt, vor allem da es so oft mit Inter* verwechselt wird und viele Menschen sich weigern zu akzeptieren, dass nicht-binäre Menschen existieren, und meinen, dass diese nur nicht in die klassischen Rollenbilder von „männlich und weiblich“ passen. Ich habe noch nie wirklich mit meinen Eltern darüber gesprochen, aber es scheint durch, dass sie denken, dass ich nur ein starkes Mädchen bin, dass sich nicht in die Rollen-Klischees pressen lassen will. Sie sagen mir daher immer wieder, dass es auch ok sei, wenn sich Mädchen femininer kleiden, und dass sie dadurch nicht „schwächer“ oder „weniger emanzimpierter“ wirken. Ich denke das auch gar nicht, ich will mich bloß nicht so präsentieren und unterstütze starke Frauen sehr gerne und tatkräftig, ich kann mich bloß nicht mit ihnen identifizieren und fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken als weiblich wahrgenommen zu werden, da ich teilweise starke soziale und körperliche Dysporie habe. Zu festlichen Anlässen trage ich daher meist „androgyne“ Kleidung, was sie immer mit einem leichten Augenrollen hinnehmen – sie denken ich will keine „Tussi“ sein, obwohl es mir absolut nichts ausmacht wenn sich Menschen äußerst feminin kleiden. Ich habe seit einem Jahr einen Binder, sie bezeichnen den als „Brustpanzer“ und meinen ich soll ihn ausziehen, weil das doch bestimmt unbequem und ungesund sei. Wie mache ich meiner Familie also klar, dass ich mich als nicht-binär fühle und identifiziere und nicht „nur“ versuche gegen Rollenklischees zu kämpfen?

Vielen Dank für die Hilfe
-T

Hi T!

Danke für das Lob! 🙂

Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass meine Antwort nicht unbedingt das sein wird, was du dir erhoffst. Es ist immer ein bisschen schwer das nur aus der Frage einzuschätzen, aber ich glaube in deiner Situation gibt es keine subtilen Hinweise, mit denen deine Familie es von sich aus verstehen wird. Sie glauben den Grund zu kennen, warum du Feminität für dich ablehnst, und werden diesen von sich aus wahrscheinlich nicht in Frage stellen. So unangenehm es ist, wenn du möchtest, dass sie dich verstehen, wirst du es ihnen wahrscheinlich erklären müssen.

Wie genau du das machst, kommt sehr drauf an, womit du dich am wohlsten fühlst. Das kann sein deine Familie zu einem Gespräch zu bitten und ihnen von dir zu erzählen, aber das kann für manche sehr stressig sein. Es ist genauso in Ordnung ihnen z.B. einen Brief zu schreiben oder Infomaterial zu geben und sie bitten es zu lesen. Später können dann noch Nachfragen von ihnen kommen, aber sie haben dann schonmal die wichtigsten Informationen bekommen und vielleicht drüber nachdenken können.

Ich glaube, du hast in deinem Fragentext oben eigentlich schon eine sehr gute Argumentation, an der du dich dabei orientieren kannst. Du weißt sehr gut wer du bist, was du möchtest und warum du manches nicht möchtest.

Ich wünsche dir viel Kraft und dass deine Eltern dich verstehen oder deine Erklärung zumindest akzeptieren!

Liebe Grüße
Lir

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