Kummerkastenantwort 2.002: Ich habe mich als trans geoutet & das ist schief gegangen

CN sexuelle Belästigung

Hallo,
Ich habe in letzter Zeit zwei, wenn man es so nennen möchte „Problemchen“. Seit (wenn ich mich nicht vertan) habe 4 Jahren habe ich das Gefühl trans (mtf) zu sein und seit ca. anderthalb Jahren, nach dem sich mein bester Freund als non-binary geoutet hat, habe ich auch mal die Möglichkeit in Betracht bezogen, dass ich mir das trans-sein nicht nur einbilde.

Aber hier beginnt mein erstes Problem: Nach einigen Erfahrungen mit Sexueller Belästigung, auf die ich durchaus hätte verzichten können, (es wäre wichtig zu erwähnen dass, ich diese unschönen Erfahrungen aufgrund der, von mir empfundenen Dysphorie erlebt habe), habe ich mich beschlossen vor meinen Eltern zu outen – was entgegen meiner Erwartungen darin endete dass, mir mein Vater wissenschaftlich versucht hat zu erklären dass „die Medien mich beeinflussen, zu glaube dass ich trans sei“, und meine Mutter, welche mich mit Absicht missgendert um mich zu provozieren, meinte dass, ich nicht trans seien kann da sie sich mich nicht mit (das ist was sie wörtlich gesagt hat), „Mit Röckchen und Zöpfchen“, vorstellen kann und das alles nur eine Phase sei. Auch meine „Freunde“ haben oft nicht viel anders reagiert.

Mein zweites Problem ist eine Folge aus dem ersten. Seit den beiden oben erwähnten Ereignissen schäme ich mich sehr für mein empfundenes Geschlecht. Weshalb ich mich mit sie/ihr-Pronomen, einem weiblichen Namen und allgemein dem Label Frau bzw. Mädchen unwohl fühle. Trotzdem empfinde ich weiterhin Dysphorie, besonders das nicht schaffen in den Spiegel zu schauen.
(Und noch kurz zum Schluss eine irrationale Unsicherheit, die aber schon seit 4 Jahren besteht. Ich befürchte das alles vielleicht doch nur ein Fetisch sein könnte.)
Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie einen Rat für meine Probleme geben oder mir anderweitig weiterhelfen. Und schon mall vielen Dank für eine Antwort. 🙂

Hallo,

erstmal, und das geht eigentlich gar nicht mal an dich, sondern an deine Eltern und all die, die ähnlich reagiert haben. Im Prinzip ist es für die nämlich hochkant Wurscht, ob du trans oder nicht-binär bist oder aus welchen Beweggründen du sie bittest, bestimmte Namen oder Pronomen für dich zu benutzen. Es ist ein reines Gebot des Anstands und der Höflichkeit das zu würdigen und zu beachten.

Die „wissenschaftlichen“ Erklärversuche deines Vaters sind genau das. Versuche. Gescheiterte Versuche. Geschlecht ist ein gesellschaftliches Konstrukt. Das gab es lange bevor irgendwer auch nur versucht hat, es über Fortpflanzung, über irgendwelche Organe oder so einen Zirkus zu definieren. Geschlecht gab es -vor der Aufklärung auch in Europa- in nicht-binär. Er ist da einfach komplett auf dem Holzweg und soll seinen Schnabel halten.

Gutes Stichwort, deine Mum kann sich dem Beispiel direkt anschließen. Sie kann sich sicher viele Dinge nicht vorstellen und die sind trotzdem so. Pech für sie. Wenn sie jemand ärgern will, soll sie sich wen anderes suchen, du hast jedenfalls ein Leben zu leben und vielleicht ein paar Dinge aufzuholen, die du in der Zeit vor deinem Coming Out sozusagen verpasst hast. Und damit leider keine Zeit für ihren primitiven Unsinn.

Du merkst schon, wo das hinläuft: Leider ist es eher dein Umfeld als du, wo hier die Probleme verursachen. Leider in dem Sinn, dass du da selbst wenig dran ändern kannst, wenn die Leute sich da nicht selbst einsichtig zeigen (wollen). Was sicher nicht schadet, ist ein wenig Anschluss zu suchen und zu finden, in queeren Gruppen und solchen, die sich Strukturen gegeben haben, dass sie für queere Personen sicher sind. Wenn du Jugendlicher oder junger Erwachsener bist, kannst du zum Beispiel mal bei uns im Regenbogenchat vorbeischauen. Alle Infos dazu gibts an anderer Stelle auf dieser Seite.

Liebe Grüße
Xenia

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