Kummerkastenantwort 2.058: Bin ich agender, demiwoman oder eine cis Person, die sich zu viele Gedanke macht?

Frage: Demiwoman, agender, verwirrte Cisse?

Hi, erstmal: Danke für eure großartige Arbeit hier!

Ich (afab) habe an sich kein Problem damit, als Frau gelesen und angesprochen zu werden. Es ist eben Gewohnheit und ich kannte die längste Zeit nur „cis männlich“ als Gegenpart – etwas, von dem ich seltsamerweise sehr deutlich sagen kann, dass ich es definitiv nicht bin.

Gleichzeitig weiß ich aber gar nicht, was Frausein überhaupt sein soll, woran ich das festmachen, wie es sich anfühlen soll, wie es sich ausdrücken würde, denn die gängigen Expressions bestehen für mich nur aus den sozial konstruierten Zuschreibungen & Rollenbildern, die für mich persönlich aber keine Substanz haben. Wenn’s drum geht, wie ich mich fühle, dann wahrscheinlich am ehesten wie ein neutraler Blob (wahrscheinlich gewohnheitsmäßig female-aligned), und Geschlecht ergibt für mich persönlich einfach keinen Sinn.

Daher bin ich etwas verwirrt: Verstehe ich Geschlecht nicht, weil ich kein wirkliches habe (agender), habe ich eins, aber eben anders als in dem binären Bild, mit dem ich aufgewachsen bin (female-aligned, wie demiwoman) oder bin ich einfach eine Cisse, die sich zu viele Gedanken macht?

Ich weiß, das könnt ihr mir auch nicht sagen, aber vielleicht habt ihr schonmal ähnliche Fragen bekommen oder einen Überblick, wie (un-)wahrscheinlich es ist, das cis Personen so Schwierigkeiten haben, Geschlecht zu verstehen oder sich damit zu identifizieren?

Danke euch schonmal.

Hej!

Ich liebe deine letzte Frage, denn ja, das ist schon eher ungewöhnlich, dass cis Personen ihr Geschlecht tatsächlich dermaßen gründlich hinterfragen. Grundsätzlich gilt für alle Geschlechter: Kein Name, Style, Pronomen, nichts von außen definiert das Geschlecht. Dein Geschlecht definierst nur du. Wie du es definierst, welches Label für dich passt und welche Pronomen, das darfst du ausprobieren. Vielen hilft zum Beispiel auch der Austausch mit anderen, weil eben ein „ja, das fühle ich auch“ oftmals sehr hilft. Auf sozialen Netzwerken finden sich viele Kontakte, aber auch in örtlichen queeren Gruppen (z.B. von Unis, Jugendtreffs, Vereinen, etc.). Was ich persönlich auch sehr hilfreich fand, gerade um auch die Rollenbilder und so anders einordnen zu können und unterschiedliche Geschlechter kennenzulernen, das Buch Gender-Kram von Louie Läuger.

Liebe Grüße,
Valo

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