Kummerkastenantwort 2.091: Was ist mein Geschlecht?
Hi,
ich bin mir momentan unsicher, was mein Geschlecht/Geschlechtsidentität angeht. Ich würde mich mit Non-binary identifizieren, fühle mich aber wohl, wenn man mich von Natur aus mit er/ihm anspricht. Ftm bin ich nicht, ich würde in einem „männlichen“ Körper meine Unterseite dann genauso hassen wie jetzt meine Oberseite. Einfach als „Mensch“ angesehen zu werden, ist irgendwie komisch. Und irgendwie passt Non-binary dann doch wieder nicht. Demiboy dann schon eher, aber letztendlich fühlt es sich auch halt nicht richtig an.
Als Mädchen angesehen oder angesprochen zu werden nervt, aber outen kann ich mich nun auch nicht weil a), ich mir nicht sicher bin, b) ein paar aus meiner Klasse transphob sind, c) meine Mutter teils transphob ist (gegenüber allen, die nicht M/W/D sind) und sie davon erfahren würde, d) ich keine Lust auf Mobbing habe, e) ich introvertiert bin und so viel Aufmerksamkeit zu viel wäre, f) ich Hilfe schlecht annehmen kann und ich mich nicht traue danach zu fragen.
Ich weiß echt nicht was ich machen soll. Vielleicht bin ich auch Genderfluid, vielleicht auch nicht. Ich habe echt keine Ahnung und würde mich über eine Antwort freuen.
Bis dann,
Joshua.
Hi Joshua!
Es ist leider nie für Außenstehende möglich zu wissen, was dein Geschlecht ist. Das ist etwas, das nur du selbst sagen kannst. Ich hab aber ein paar Gedanken, die dir vielleicht weiterhelfen können.
Pronomen sind nicht an bestimmte Geschlechter gebunden. Du kannst er/ihm nutzen, wenn es sich gut anfühlt. Dafür musst du nicht männlich sein!
Es gibt außerdem keine Vorschriften, wie du medizinisch transitionieren musst, falls du das möchtest. Du darfst dir da alles rauspicken, was dir gut tut, und alles andere getrost ignorieren. Du kannst Hormone nehmen oder nicht, keine, manche oder alle möglichen Operationen vornehmen. Das ist alles ok und macht dein Geschlecht nicht weniger echt. Wenn du also beispielsweise männlich wärst, aber keinen Penis möchtest, dann ist das kein Widerspruch.
Ich kann deine Sorgen vor einem Outing voll und ganz verstehen. Aber du hast es immerhin schonmal geschafft hier nach Hilfe zu fragen! Vielleicht funktionieren anonymere Angebote online für dich grade besser, als Sachen in deinem direktem Umfeld. Du könntest dir zum Beispiel mal unseren Regenbogenchat anschauen. Da kannst du dich mit anderen jungen Menschen unterhalten und z.B. Pronomen und Label ausprobieren.
Wenn du dich später sicherer fühlst, kannst du dich immer noch an ein Outing bei Freund*innen, Familie und/oder Klasse wagen. Aber du schuldest generell keiner Person ein Outing. Lass dir alle Zeit, die du brauchst und mach das, was für dich grade am sichersten und angenehmsten ist. Genauso wie die medizinische Transition, ist auch die soziale Transition einzig und allein für dich. Du darfst alles davon, aber du musst nichts. 🙂
Liebe Grüße
Lir
Eine Antwort
[…] glaube, wir haben deine Frage hier schon mal beantwortet. Ich kann mir vorstellen, dass die Antowort nur länger gebraucht hat, als du […]