Labels hart. Oof!

Ein Gastbeitrag zur Aromantic Awareness Week von Jill. Sie ist Aktivistin, Influencerin und meistens ziemlich cool. Ihr findet Jill auch auf Twitter, YouTube und Twitch.

Label sind schwierig. Vor allem, zu wissen, welche Label nun auf einen passen. Und was diese Label bedeuten.
Mir begegnen immer mal wieder Label, die ich schon lange kenne, von denen ich schon lange mal etwas mitbekommen habe, aber über die ich nie so richtig nachgedacht habe.
Und dann kriege ich mal mit, wie jemand das Label definiert und für sich beschreibt. Und manchmal merke ich dann, wie viel davon mit meinem Erleben matched.

Bei Labeln, die zum aromantischen Spektrum gehören, war genau das der Fall. Dinge, die für mich schon immer so waren, wurden in einen Kontext gebracht, indem ich überhaupt erst darüber nachgedacht habe, ob das üblich ist, das so zu empfinden. Auch wenn ich eigentlich weiß, wenn ich darüber nachdenke, dass es nicht üblich ist, wirkt es für mich so "normal". Da ist es schwierig, nachzuvollziehen, dass es Andere nicht gleich empfinden.

Zum Beispiel habe ich keine Crushes. Also, ich hatte keinen Crush auf irgendwelche Personen in meiner Klasse oder irgendwas in der Art. Gefühle von Verliebtsein kamen immer erst auf bei Leuten, mit denen ich schon viel intensiven und auch emotional intimen Kontakt hatte.

Genauso merke ich auch, dass ich es sehr schwierig finde, "romantische" Beziehungen von Freundschaften zu unterscheiden. Ich will von einer romantischen Beziehung nicht viel Anderes als von einer Freundschaft. Also, das Einzige, was ich bisher nur in romantischen Beziehungen hatte, war eine gemeinsame Lebensplanung. Aber ich glaube ich könnte das auch in einer Freundschaft.

Trotzdem fühl es sich nicht besonders an, nicht als ob es unbedingt ein Label "verdient". Bei anderen Labels ist das einfacher, die sind klarer definiert und leichter zu beobachten. Ich bin trans, weil meine Geschlechtsidentität mir mal nicht gepasst hat und als ich das geändert habe ging es mir besser. Ich bin bisexuell, weil Sex mit allen Geschlechtern nice ist (zugegeben * alle* Geschlechter habe ich nun noch nicht erlebt, aber das wäre auch schwierig) und ich auch sexuelle Anziehung zu allen Geschlechtern verspüren kann.

Aber bei einem aromantischem Label – in meinem Fall wahrscheinlich demiromantisch – ist alles, worauf sich das Label beruft, meine Gedankenwelt, meine Gefühle, meine Wahrnehmung. Und die ist nicht so leicht zu beobachten und zu deuten. Reicht mein Erleben um das Label zu "rechtfertigen"? – Würde mich eine andere Person das fragen: Ja.
Aber bei mir … schwierig.

Eigentlich ist es mir auch egal. Wichtig ist mir, dass ich den Leuten, bei denen es mir wichtig ist, erklären kann, wie ich empfinde, und warum ich wie mit ihnen umgehe. Und da habe ich das Gefühl, ein Label hilft mir auch nur bedingt weiter. Entweder es ist sowieso unbekannt oder es erweckt direkt eine Vorstellung davon, wie mein Erleben von Beziehungen funktioniert, die gar nicht zwingend wahr ist. Was nicht egal ist, ist die Erkenntnis, dass es Anderen auch so geht. Dass Andere die gleichen oder ähnliche Arten haben, ihre Beziehungen und Anziehung wahrzunehmen. Dass es genauso "normal" ist, wie es sich für mich anfühlt.

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