Kummerkastenantwort 3.173: Ich hab erst vor kurzem gemerkt, dass ich wohl trans bin.

Hi, ich bin verwirrt. Seit kurzer Zeit denke ich, dass ich ftm bin. Aber irgendwie habe ich Angst, dass ich mir das alles nur einrede, weil ich es vielleicht gerne so hätte. Ich habe als kleineres Kind nie darüber nachgedacht und einfach alles so hingenommen, wie es halt war. Und jetzt auf einmal macht irgendwie alles mehr Sinn und ich merke, dass ich früher schon Anzeichen gezeigt habe trans zu sein und so. Aber ich denke irgendwie, dass ich es nach so kurzer Zeit noch gar nicht wissen “kann”. Ich habe es jetzt sogar schon meiner Therapeutin erzählt, dass ich mir unsicher bin und sie hat gesagt, dass sie sich das schon sehr lange gedacht hat. Eigentlich fast seit wir uns kennen. Das ist länger als ich es selber überhaupt weiß. Außerdem weiß ich, dass ich meinen jetzigen Namen nicht gut finde und gerne einen anderen hätte, aber diese Entscheidung überfordert mich total. Ich wüsste einfach gerne, wie ich mir sicher sein kann. Tut mir leid, wenn das jetzt alles wirr und unverständlich war, aber es musste einfach mal raus. Ich kann verstehen, wenn ihr damit nichts anfangen könnt.
Trotzdem danke, dass ihr diesen Kummerkasten anbietet und falls ihr trotzdem antworten solltet, würde ich mich sehr freuen 🙂

Hallo,

im Gegenteil, ich verstehe deine Zweifel sehr gut! Für mich klingt es aber durchaus auch sehr deutlich, dass du trans sein könntest. Zwar wissen wir, dass schon jüngere Kinder ihr Geschlecht kennen können – aber nicht jedes Kind kommt in die Situation, sich seines Transseins bewusst zu werden. Normative sind stark in dieser Gesellschaft und gerade als Kind bekommt mensch ja doch noch etwas weniger mit, wie sehr alles Mögliche von der Gesellschaft gegendert wird. Dass du es nicht “schon immer gewusst” hast, macht dich also auf jeden Fall NICHT weniger trans! Und vielleicht hilft dir ja auch unser Blogpost zum Queeren Imposter Syndrom weiter? 🙂

Was deinen neuen Namen angeht: Du musst nicht den ersten behalten, den du ausprobierst! Du kannst durchprobieren, was sich gut anfühlt. Ob du nach Klang, Namen oder Vorbildern mit den Namen gehst, bleibt dir auch selbst überlassen. Falls du vertraute Freund*innen oder Verwandte hast, bitte sie doch mal, dich mit einem neuen Namen anzusprechen. Vielleicht haben sie auch Ideen, welcher Name zu dir passen könnte. Oder falls du ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern hast, kannst du sie ja fragen, ob sie vor deiner Geburt einen männlichen Namen in der engeren Auswahl hatten, den sie dir bei zugeschriebenem männlichen Geschlecht gegeben hätten? Sicherlich probiert auch deine Therapeutin gerne mit dir aus, wie es sich anfühlt, mit bestimmten Namen angesprochen zu werden. Oder zu kommst zu uns in den Regenbogenchat 🙂

Alles Gute!
Vanessa

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