Kummerkastenantwort 2.510: Ich will dass andere mich männlicher wahrnehmen

Hallo,
ich bin sehr froh, dass es hier eine Möglichkeit gibt, eine Frage zu stellen!

Und zwar ist es bei mir so, dass mir seit längerer Zeit etwas aufgefallen ist.
Wenn ich mir mich selbst vorstelle, stelle ich mir mein Gesicht und auch meine Stimme immer viel männlicher vor, als sie eigentlich ist (ich bin eine Frau). Wenn ich mich dann im Spiegel ansehe, merke ich, dass ich mir mich irgendwie verzerrt vorstelle und dass ich ja eigentlich doch weiblich aussehe. Wenn ich meine Stimme auf einer Aufnahme höre, kommt sie mir immer männlich vor, aber meine Familie und mein Partner sagen, dass das gar nicht stimmt.

Ich frage mich, woher das kommt, dass ich mich selbst so wahrnehme. Dazu kommt, dass ich mir wünsche, meine Haare kurz zu haben und ich mir oft vorstelle, wenn ich meinen Freund küsse, dass ich ihn als Jungen küsse und nicht als Mädchen. Ich kann das alles nicht so richtig einordnen. Ich würde allerdings keine Geschlechtsangleichung vornehmen wollen, damit hätte ich kein gutes Gefühl. Mein Eindruck ist, dass es mir primär um das Auftreten generell geht und dass ich mir wünsche, dass andere mich mehr männlich wahrnehmen würden…

Ja, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll und was ich tun kann, um herauszufinden, was dahintersteckt…

Vielen Dank!!

Hallo,

du kannst als Frau bzw. afab (assigned female at birth) diese Gedanken und Empfindungen haben. Gleichzeitig was du beschreibst, könnte möglicherweise darauf hindeuten, dass du dich mehr männlich verortest.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, diesen Zustand zu beschreiben. Vielleicht hilft es dir, dich mit Bezeichnungen auseinanderzusetzen wie nicht binär, demigirl, butch (Butch kann auch eine nichtbinäre oder maskuline trans Identität bezeichnen) oder gender nonconforming. Gleichzeitig sich Fragen zu stellen kann dir helfen Klarheit zu gewinnen, wie “Was fühlt sich gerade gut an?”. Das “Warum” ist nicht wichtig. Möchtest du anderen mitteilen, dass du nicht cis bist, kannst du dich auch als questioning vorstellen.

Es besteht die Möglichkeit, dass du trans bist. Das kannst du am besten bestätigen oder ablehnen, doch sowas herauszufinden ist ein Prozess. Es ist auf jeden Fall nicht notwendig, eine Geschlechtsangleichung zu machen. Du darfst bspw. nicht binär sein und keine Maßnahmen für stimmig empfinden (und das betrifft alle Identitäten). Du entscheidest, was sich für dich gut anfühlt und was du brauchst.

Zusammenfassend: was du jetzt tun kannst, ist weiterhin dich beobachten, Informationen sammeln und dich austauschen, wenn du das Bedürfnis danach hast. Du bist sozusagen auf einer Reise ohne Ziel. Du kannst vieles ausprobieren (wie die kurzen Haare). Du kannst auch keine Fehler machen!

Liebe Grüße,

Elizy

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