Kummerkastenantwort 2.573: Ich hinterfrage mein Geschlecht
Hey 🙂
Ich bin 20 Jahre alt, als Frau geboren und lesbisch.
Seit einiger Zeit (ich kann nicht genau sagen, wie lange. Es ist ein auf und ab) hinterfrage ich mein Geschlecht. Ich denke nicht, dass ich Trans bin, ich habe prinzipiell nichts dagegen, eine Frau zu sein. Es gibt Tage, da fühle ich mich wohl in meinem Körper und trage femininere Kleidung und es gibt Tage, da fühle ich mich unwohl in meinem Körper, trage eher weite und maskulinere Kleidung. An solchen Tagen wünsche ich mir dann, keine Kurven und einen flachen Oberkörper zu haben.
Vor einem halben Jahr habe ich mir nach langem Hin und Her, meine Haare zu einer Kurzhaarfrisur schneiden lassen und habe mich so gut damit gefühlt. Seit einiger Zeit kaufe ich gerne bzw. schaue gerne nach „Männerklamotten“. Ich habe festgestellt, dass es mich irgendwie glücklich macht, wenn Andere über mein Geschlecht verwirrt sind bzw. mir sagen, dass bestimmte Aspekte an mir nicht typisch weiblich sind, auch wenn ich es nach außen hin leugne. Ich wurde zum Beispiel mit männlichen Schauspielern verglichen oder auf meine tiefere Stimme aufmerksam gemacht.
Wenn ich zurück in meine Kindheit oder frühe Jugend denke, fallen mir auch vermehrt Situationen ein, die dafür sprechen, dass ich vielleicht auch da schon mein Geschlecht in Frage gestellt habe. Ich habe damals zum Beispiel Spiele wie MovieStarPlanet gespielt und einen Account als Mädchen und einen Account als Junge gehabt.
Naja, um auf den Punkt zu kommen, bin ich sehr sehr verwirrt in letzter Zeit. Ich bin öfter über Bezeichnungen wie Non-Binary oder Genderfluid gestolpert, möchte aber grundsätzlich nicht meine Pronomen oder meinen Namem ändern, auch wenn ich mir das schon vorgestellt und davon geträumt habe. Das würde alles nur kompliziert machen und die Aufmerksamkeit sehr auf mich ziehen, was ich gar nicht will.
Sorry schonmal für den wirren Text, aber ich bin echt sehr verwirrt und weiß nicht genau, was ich machen soll.
Danke schonmal im Voraus 🙂
Hey du,
Verwirrung ist okay! Geschlechtsidentität kann sich diffus anfühlen. Du versuchst für dich Sachen greifbar zu machen, das ist sehr gut.
Du musst nicht deine Pronomen ändern oder deinen Namen, wenn/falls du dich als nicht binär identifizierst. Es kursiert eine Annahme, dass eine nicht binäre Person androgyn aussehen muss und einen neutralen Namen braucht, um valide zu sein. Das ist Quatsch. Nicht binär zu sein ist kein drittes Geschlecht, das genormt werden muss. Du entscheidest, wie du dich verkörpern möchtest und pickst das, was sich für dich aktuell gut anfühlt. Das ist etwas, was sich ändern darf, muss aber nicht.
Vielleicht könntest du dir dabei bewusst machen, aus welchen guten Gründen du etwas möchtest und nicht möchtest. Ein guter erster Hinweis ist manchmal, ob die Begründung von uns ausgeht oder sich auf andere bezieht.
Angenommen, du möchtest eigentlich gerne mit dey angesprochen werden, verzichtest aber darauf, “weil das würde alles nur kompliziert machen.”, frage ich: ist es möglich, dass die Bedürfnisse anderer dir wichtiger sind? Was könnte passieren, wenn andere auf dich aufmerksam werden? Welche Gedanken stecken eigentlich dahinter?
Was anderes: du kannst auch keine Pronomen benutzen oder sagen, es ist dir egal. Aktuell ist es ohnehin schwierig, offiziell als nicht binäre Person zu existieren.
Manche trennen ihr Gender davon, wie sie sich zeigen / präsentieren, wie cis afab Butches oder cis gender nonconforming Frauen.
Ich bin gespannt, wie deine Reise weitergeht!
Alles Gute,
Elizy