Kummerkastenantwort 2.591: Ich habe schlimme Dysphorie

Hey, ich bin 13 und irgendwie auf dem trans*-Spektrum. Ich bin ungeoutet und weil ich mich mal männlich, mal weiblich, mal beides oder gar nichts fühle, lable ich mich erstmal als genderqueer (ja, die Beschreibung passt du genderfluid, aber das fühlt sich bei mir nicht richtig an).
Jedenfalls habe ich extreme Dysphorie mit meinem Körper. Er ist ziemlich kurvig und allgemein kommt er an dieses hour-glass-Ideal ziemlich nah dran (nur halt ohne plastische Chirurgie und angesichts der Tatsache, dass ich mitten in der Pupertät stecke).
Ich fühle mich sehr unwohl in meiner Haut und im Internet sieht man eigentlich nur Transgenderpersonen, die von ihrer Geschichte erzählen, die schon immer einen Körper mit wenig Kurven hatten. Das ist derartig demotivierend und ich habe langsam das Gefühl, dass ich nie als maskulin wahrgenommen werden kann, egal wie viel ich versuche.
Und das tut meiner mentalen Gesundheit nicht gut, das merke ich. Mittlerweile geht es wieder, aber vor ein paar Wochen konnte ich an nichts anderes mehr denken, als Kalorien und meinen Traumkörper. Ich habe Angst, dass es wieder schlimmer wird.
Habt ihr irgendwelche Tipps für mich?
Danke und viele Grüße
– F

Hallo F,

es tut mir leid, dass es dir aktuell nicht gut geht.

Gibt es in deinem Umfeld Erwachsene, mit den du deine Gefühle teilen kannst? Gibt es ein queeres Jugendzentrum in deiner Nähe?

Vielleicht kannst du dir darüber Gedanken machen, inwieweit dir eine Begleitung einer Fachkraft im Rahmen der Therapie/Beratung helfen könnte, gute Umgangsstrategien in deiner Situation zu entwickeln. Abzunehmen ist kein langfristig günstige Strategie bezogen auf Dysphorie und mentale Gesundheit.

Du bist damit nicht alleine, denn auch trans Frauen fühlen sich unwohl – mit wenig Kurven. Jede*r ertappt sich dabei, Stereotypen und Normen entsprechen zu wollen, wünscht sich “zu passen”, doch die Körperform oder Größe alleine definiert keine Frau und keinen Mann. Glaubst DU daran, bedeutet es leider nicht, dass andere dem folgen können. Es wird immer Menschen geben, die unbedingt in diesen Schubladen denken. Es hat einen guten Grund, weswegen unsere Hirne komplexe Sachverhalte (wie Geschlechtsidentität) versuchen zu vereinfachen und vielen ist diese Dynamik noch nicht bewusst. Sie ist so stark, dass auch cis Frauen mit tieferer Stimme und breiten Schultern manchmal das Gefühl haben, nicht als Frau gesehen zu werden.

Deshalb ist es am wichtigsten, dass du dich wohlfühlst und du dein persönlichen Punkt findest, wo du okay bist mit deinem Körper und dich nicht um Anerkennung anderer bemühst. Das ist nicht einfach, egal ob für jung oder alt. Du bist nicht weniger queer und weniger wert, wenn du bestimmte Merkmale aktuell hast oder nicht hast.

Möglicherweise kommt für dich die Behandlung mit Hormonblockern infrage. Vielleicht ein Austausch mit einer Person vom Fach (Psychiater*innen mit Spezialisierung, Sozialarbeiter*innen) könnte dir helfen. Gerne helfen wir dir, die Stellen in deiner Nähe zu suchen oder du überlegen solltest, dich zu outen.

Viele Grüße

Elizy

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