Kummerkastenantwort 2.671: Woran erkennt man eine Depression?
Hallo, ich bin nicht so sicher, ob das hier passt, es hat eigentlich nicht direkt was mit queeren Themen zu tun. Aber mir ist keine andere anonyme Anlaufstelle eingefallen, also frag ich hier.
Woran erkennt man eine Depression?
Mir geht’s in letzter Zeit ehrlich gesagt echt mies.
Ich komm kaum noch raus, zuletzt war ich vor 10 Tagen vor der Tür.
Irgendwie baut mein Kopf sich selbst Hürden auf.
Liegt aber auch daran, dass mein Schlafrhythmus ein einziges Chaos ist.
Ich seh kaum Leute, eigentlich nur die, mit denen ich zusammenlebe, und ich weiß, dass das nicht gut ist, aber gleichzeitig weiß ich nicht, wie ich Verbindungen und Beziehungen aufbauen soll. Mein Gehirn analysiert dann das ganze Gespräch und findet Gründe, warum ich jetzt wieder was Falsches gesagt habe und mein Gegenüber mich nicht mag.
Ich weiß nicht, wie viel davon mit Autismus zu tun hat oder sozialer Angst.
Ich hab irgendwie Angst, dass ich mir das mit der Depression nur einrede, und das wär ja echt das Letzte, was man will.
Ich bin auch nicht die ganze Zeit traurig. Aber in letzter Zeit fühl ich mich irgendwie so… seltsam. Als würde ich in meinem Kopf verloren gehen.
Es fühlt sich an, als würde ich einfach nur treiben und auf nichts warten.
Und, naja, ich mag mich auch nicht so besonders. Ich versuch, nicht zu sehr drüber nachzudenken. Mir ist eigentlich gar nicht so sehr aufgefallen, wie tief das schon geht. Es ist jetzt ungefähr ein Jahr, dass ich öfter mal solche „self-hate spirals“ hatte, wo ein kleiner Auslöser für einen Meltdown sorgte, wo ich mich einfach selbst hasste.
Hatte ich aber jetzt länger nicht mehr. Besser geht’s mir nicht. Fühl ich weniger?
Ich würde nichts Selbstverletzendes machen- der Gedanke macht mir Angst.
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie viel davon mit Autismus zu tun hat. Aber mir geht es schlecht und ich weiß nicht, warum.
Ich bin aber auf der Warteliste für eine Therapie, wenn auch für was anderes. Das ist gut.
Hey,
es tut mir leid, dass du aktuell möglicherweise in einer traurigeren Phase steckst. Ich nenne ein paar Hinweise und Kriterien, die ich im Rahmen meiner Erfahrung kennengelernt habe. Vielleicht hilft dir das ein wenig weiter.
Bist du oft oder ständig traurig, siehst pessimistisch in die Zukunft, hast Versagensgedanken, erlebst weniger Freude und mehr Selbstablehnung über eine längere Zeit, könnten das Anzeichen für eine depressive Episode sein. Vermehrter sozialer Rückzug wird auch oft erwähnt.
Depression ist nicht nur dann, wenn mensch traurig ist. Es kann sich verschieden äußern. Antriebslosigkeit und Gleichgültigkeit können ebenfalls auf eine depressive Episode hinweisen.
Du beschreibst, dass es dir zeitweise anders ging. Vielleicht könntest du überlegen, was war da anders und/oder, ob du etwas anders gemacht hast.
Angst abgelehnt zu werden ist ein Thema vieler Menschen und wenn diese Angst sehr intensiv ist, kann sie auch depressiv verstimmen. Manche Menschen fühlen Todesangst bei dem Gedanken, sie werden abgestoßen. Dieser hat einen primitiven Ursprung – vor einer langen Zeit war es für Höhlenmenschen überlebenswichtig, einer Gruppe zuzugehören. Auch als Kind ist diese Angst sehr relevant, da wir in unseren ersten Lebensjahren stark auf Eltern angewiesen sind. Immer wenn wir schutzlos sind, brauchen wir andere.
Vielleicht hilft dir es ein wenig zu wissen, dass alle diesen Gedanken haben und er mal einen großen Nutzen hatte. Wenn du Angst hast, eine*n Verkäufer*in etwas zu fragen, so bist du sicher und nicht in Gefahr, selbst wenn sie sagt oder denkt, du bist so und so. Sehr unwahrscheinlich ist es auch, dass sier das tut, weil jede*r am meisten mit sich selbst beschäftigt ist 🙂
Auch wenn du eine Therapie wegen anderen Beschwerden anfängst, wird die ärztliche Fachkraft dir mithilfe der Anamnese-Fragebögen und Gespräche mit dir identifizieren, ob da gerade was los ist. Einige psychische Erkrankungen kommen zusammen vor, das wissen Therapeut*innen.
Ich hoffe, dass du nicht sehr lange warten musst und bis dahin könntest du dich unter anderem hier wenden für weitere Informationen.
Alles Gute,
Elizy