Kummerkastenantwort 2.693: Ich würde mich nicht als weiblich bezeichnen.
Hallo,
Seit ein paar Tagen, im Prinzip seit ich auf diese Seite gestoßen bin habe ich angefangen über mein Geschlecht nachzudenken. Ich bin AFAB, und habe auch erst vor ein paar Wochen herausgefunden, dass ich ace bin. Zusätzlich neige ich dazu total gehyped zu sein, wenn ich irgendetwas neues finde und mag (z.B. bücher oder so). Deswegen habe ich Angst, dass das bei der Geschlechterfrage auch so ist und ich mein Geschlecht eigentlich gar nicht hinterfragen muss(weil ich dann doch weiblich bin/wäre), obwohl es sich nicht so anfühlt.
Jetzt aber mal zum eigentlichen Problem: Bei mir ist es so, dass ich mich wenn ich genauer darüber nachdenke nicht direkt als weiblich bezeichnen würde. Ich finde meine Brüste sind mir irgendwie im Weg, auch das Anfassen ist an manchen Stellen eher unangenehm. An sich habe ich aber keine wirkliche “Beziehung” zu ihnen, also finde sie jetzt weder schlimm noch super. Einfach irgendwie neutral. Ich glaube ich ziehe meist eher neutrale Kleidung an, also T-Shirt/Hoodie und Jeans, aber eigentlich nur weil das einfach und bequem ist. Deswegen bin ich auch eher der Sport-BH Typ(glaube ich zumindest). Ich würde mich zwar gern anders kleiden, weiß aber nicht in welche Richtung und es ist aich irgendwie mit viel Arbeit verbunden(und ich bin ein eher fauler Mensch haha). Was mir auch klar ist, ist dass ich auf keinen Fall ein Mann/Junge sein will, also fällt trans als Label weg. Ich habe mir schon einige Artikel auf eurer Webseite durchgelesen und bin dabei auch auf non-binary, demigirl,gender indifferent und agender gestoßen. Irgendwie waren mir die Infos darüber aber nicht ausreichend um mich wirklich zuordnen zu können. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob ich mich wirklich als weiblich identifiziere(n kann). Ich habe auch irgendwie Angst davor, dass das was ich fühle nicht ausreicht um mich als irgendetwas anderes als weiblich zu bezeichnen. Könnt ihr mir vielleicht ein paar Ideen geben in welche Richtung mein Gender zu gehen scheint?
LG
Hey,
der Mensch besteht grundsätzlich nicht nur aus Gender.
1) Es gibt auch sowas wie Geschlechtspräsentation. Frauen, die sich eher androgyn oder männlich statt typisch weiblich geben, stellen ihr Geschlecht dar.
2) Manche Frauen sehen (besispielsweise) sportliche Kleidung, kurze Haare und Interesse an Motorrädern als einen Teil der Persönlichkeit und weniger als etwas genderspezifisches. Gleichzeitig können dieselben Frauen gerne backen und pinke Strings anhaben. Sich als Frau alles zu erlauben, was einem gefällt bedeutet nicht zwangsläufig, trans zu sein.
3) Wenn du dich als Frau fühlst, dann kannst du/darfst du dich auch so identifizieren.
Was bei mir ankommt ist, dass du dich weder gänzlich als Frau wahrnimmst, noch als trans Mann. Ebenfalls lese ich raus, dass du möglicherweise dich gern bezeichnen würdest.
Wir können dir nicht sagen, welches Label für dich passt. Du kannst dich selbstbestimmt identifizieren, wie du es spürst. Folgende Fragen kann ich dir mitgeben, diese für dich zu beantworten könnte helfen:
- Was verbinde ich mit Frausein? Habe ich ein sehr konkretes Bild vor Augen?
- Empfinde ich negative Gefühle, wenn ich daran denke, dass es konkrete Erwartungen an Frauen gibt?
- Nehme ich bewusst wahr, dass es verschiedene Frauen gibt und nicht jede vollständig einem weiblichen Stereotyp entspricht?
- Empfinde ich etwas Negatives, wenn mich andere mit “sie” ansprechen?
Es kann sehr schwierig sein, eine ganze Person mit einem Label zu beschreiben, daher sagen manche: Ich bin ich und mag keine Schubladen. Es existiert gleichzeitig auch das Label questioning.
Der Prozess eigener Identitätsfindung ist eine Reise, weshalb festes “zuordnen” manchmal herausfordernd sein kann. Du darfst überlegen, wo bist du gerade aktuell und offen bleiben. Lese dir gerne andere Kummerkastenantworten durch, vielleicht so kannst du noch mehr über das Transsein erfahren. Wenn du weitere Fragen hast, schreibe uns gerne wieder.
Viele Grüße
Elizy