Kummerkastenantwort 2.750: Wie kann ich meinem Freund Zeit für ein inneres Coming Out geben?

Hallo liebes Kummerkastenteam,

vor kurzem hat mir ein Freund (m, hetero und 20), den ich (m, homoromantisch/fraysexuell und 22) auch romantisch mag, seine Gefühle gestanden; bzw. gesagt, dass er mehr empfindet als platonische Gefühle.
Jedoch möchte er nicht direkt/sofort eine Beziehung eingehen, da er weder intim mit einem Mann noch zuvor Gefühle für einen hatte. Wir haben uns geküsst und waren uns nahe (nicht sexuell).
Und da er für mich der erste ist, für den ich seit langem intensive Gefühle hege, weiß ich nicht ob ich mir Hoffnungen machen darf.

Er möchte sich selbst seiner Sexualität vertraut machen (aufgrund der neuen Tatsachen) und ich habe ihm auch bestätigt, dass ich ihm die nötige Zeit sowie Raum geben werde.

Wir sind immer noch in Kontakt und es ist nicht unangenehm oder sonstiges. Dennoch weiß ich nicht, wie ich nun weitermachen soll; zumal es sein kann, dass wir beide in drei Monaten etwas weiter auseinander wohnen werden (eine Zugfahrt Entfernung).

Ich weiß, dass es keine perfekte oder richtige Antwort bzgl. dieser Situation gibt. Trotzdem wäre ich Euch dankbar, falls Ihr zumindest eure Perspektive mir schildern könntet.

Mit freundlichen Grüßen!

Hallo,

in dieser Situation steht dein hetero Freund möglicherweise vor einem innerem Coming out. Das ist ein Prozess, den andere nicht beschleunigen können.

Du bist damit auf jeden Fall nicht allein. Für viele ist die Ungewissheit, ob derjenige vielleicht wirklich gay ist, belastend. Oft ist das mit vielen Hoffnungen verbunden, manchmal geht das sogar Richtung Ungeduld. Je mehr Gefühle in der Bekanntschaft entstehen, desto mehr Druck kann der Freund verspüren. Vielleicht kannst du versuchen dich in ihn reinzuversetzen und dich dann fragen: was fände ich gut für mich?

Möglicherweise wäre es sinnvoll die Gefühle in Kontrolle zu kriegen. Dadurch, dass er unsicher ist und du bereit bist, liegt die weitere Zukunft der Bekanntschaft eher bei ihm. Es ist vielleicht wie gemeinsam zu laufen: du bist schon fast am Parkende, weil du den Weg besser kennst und er liegt hinterher. Du könntest Rücksicht nehmen und auf ihn warten. So könnt ihr gemeinsam ans Ziel und er müsste sich nicht hetzen.

Die eigenen Gefühle zu zügeln, ist deutlich schwerer. Wenn du dich dafür entschiedest, wäre es wichtig zu bedenken, dass deine Zurückhaltung keine Garantie dafür ist, er wird zügig herausfinden, was er möchte und deine Gefühle erwidern. Etwas zu tun und davon auszugehen, eigene Opfergabe oder Mühe muss belohnt werden, ist leider im Bereich Beziehungen nicht realistisch und nicht fair.

Ein inneres Coming out bringt mit sich unter anderem viel Verwirrung. Möglicherweise tust du dir ein Gefallen und vermeidest schmerzhaftes hin und her, indem du die Gefühle zügelst bzw. andere Männer kennenlernst.

Wenn du jedoch auf mögliches Drama stehst…

Ich empfehle dir die Serien Heartstopper und Feel good auf Netflix, beides behandeln dieses leidige Thema.

Viele Grüße,

Elizy

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