Kummerkastenantwort 3.051: Ich hätte eigentlich lieber keine Brüste

Hallo zusammen 🙂 danke für eure unermüdliche Arbeit.
Ich denke seit zwei Jahren darüber nach, dass ich eigentlich lieber keine Brüste hätte. Anfangs dachte ich, dass ich aber einen sehr femininen Geschlechtsausdruck auch noch mag, also hab ich mir einen Binder gekauft und gedacht so kann ich je nach Bedarf wechseln. Der Binder löst aber meistens nur noch mehr Dysphorie aus, weil er nichts bringt, da ist nichts flach und ich hab schon einen von denen, die für große Brüste eigentlich am besten geeignet sind. Mittlerweile habe ich auch fast nie ein positives Gefühl zu meinen Brüsten, also selbst wenn ich mich „feminin“ kleide, fänd ich es schöner wenn die nicht da wären. Allein das Wort „Brüste“ löst Ekel aus bei mir, wenn ich Fotos von mir sehe, in denen die besonders sichtbar sind, fühlt sich das ganz falsch an.
Ich habe Angst dass ich mich da reinsteigere. Ich bin 28 Jahre alt, hatte bis vor 2 Jahren meiner Erinnerung nach kein Problem damit und habe Angst, dass ich falls ich etwas in Richtung Mastektomie machen würde, es irgendwann bereue. Vor allem weil ich auch nicht den typischen androgynen „non-binär-look“ habe oder haben möchte, das fühlt sich nicht nach mir an. alle lesen mich weiblich und von den meisten sachen (außer eben Brüste) her find ich auch dass der Geschlechtsausdruck zu mir passt (obwohl ich mich mit „Frau“ nicht wohl fühle) und deswegen denke ich die ganze zeit dass ich ja nicht nichtbinär sein kann und dass ich mir das einbilde (was ich ja vielleicht wirklich tue) Aber so geht es irgendwie auch nicht… ich weiß nicht weiter.
Das wäre der erste Teil. Der zweite Teil wäre, dass ich gar nicht wüsste, wie/wo ich anfangen muss aktiv zu werden, wenn ich eine Mastektomie haben wollen würde. ich kann mir die auf jeden Fall nicht leisten, also müsste ich auf meine Krankenkasse hoffen…

Hallo Du!

Das klingt, als wären die Dinge bei dir aktuell ziemlich anstrengend.

Aber eins kann ich dir sagen: nichts von dem, was du beschreibst, bedeutet, dass du nicht nichtbinär sein kannst! Es klingt viel mehr, als hättest du Probleme mit etwas, das wir das Queere Imposter-Syndrom nennen. Hier findest du mehr Infos dazu, vielleicht liest du dich mal rein. Es ist außerdem nicht ungewöhnlich, dass Menschen auch später im Leben anfangen, scheinbar plötzlich ihr Geschlecht zu hinterfragen. Dafür braucht es Zeit und Raum, und gerade die Zeit des Erwachsenwerdens bietet diesen Raum manchmal einfach nicht.

Es klingt außerdem, als würden dir deine Brüste ziemliche Probleme bereiten – unabhängig davon, was jetzt genau dein Geschlecht ist.

Vielleicht hilft es dir, dich zumindest in der Theorie damit auseinander zu setzen, wie du sie los werden könntest, also wie genau eine Mastektomie ablaufen würde. Leider ist unsere Mastek-Broschüre noch nicht ganz fertig, aber hier findest du eine sehr gute Erklärung, wie die Mastek in Deutschland bürokratisch abläuft. Leider sind die Krankenkassen gegenüber nicht-binären Menschen oft diskriminierend, es haben aber auch einige nichtbinäre Personen die Kosten für die Mastek übernommen bekommen. Dann ist der Prozess aber nochmal komplizierter. Falls das für dich irgendwann in Frage kommen sollte, kannst du dich gerne wieder melden!

Dieses Video erklärt außerdem sehr anschaulich, wie eine Mastek praktisch (also medizinisch gesehen) funktioniert.

Ich hoffe, diese Infos konnten dich erstmal ein bisschen weiter bringen und wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Weg!

Elias

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