Kummerkastenantwort 3.315: Darf ich als nichtjüdische Person einen jüdischen Namen nutzen?

Hallo liebes Team vom Queerlexikon!
Erstmal möchte ich euch für eure tolle Arbeit danken. Ihr habt mir und bestimmt auch vielen anderen sehr geholfen.
Nun zu mir und meiner Frage: Ich bin schon seit einiger Zeit auf Namenssuche und habe vor kurzem den Namen Jamie entdeckt, der mir auch gut gefällt. Deshalb habe ich nach der Bedeutung und Herkunft dieses Namens gesucht und herausgefunden, dass es ein ursprünglich jüdischer Name ist und “Jahwe möge schützen” bedeutet. Daher nun meine Frage: Darf/Kann ich als nicht jüdische Person diesen Namen für mich nutzen? Ich weiß, dass es mir niemand verbieten kann, aber ich habe (allerdings zu einem anderen Namen, der auch jüdisch war) schon gelesen, dass (manche) jüdische Personen das nicht so gut fanden, weil sie diskriminiert werden deswegen und ich nicht. Ich weiß, dass es dazu vermutlich kein klares Ja oder Nein geben kann, aber vielleicht könt ihr mir ja trotzdem helfen?

Hallo,

Also: Das ist eine schwierige und sehr vielschichtige Frage. Und vermutlich sind wir nicht wirklich der richtige Ansprechpartner*innen dafür, der richtige Ansprechpartner wären vermutlich Juden*Jüdinnen.

In diesem konkreten Fall möchte ich aber dies zu bedenken geben: ein sehr großer Teil deutscher und englischer Vornamen geht auf den christlichen Glauben zurück, einfach, weil der deutsche und der englische Sprachraum sehr stark christlich dominiert wurden und auch noch werden. Der christliche Glauben geht selbst aber auf den jüdischen Glauben zurück und sehr viele beliebte “christliche” Namen (vor allem quasi alle sog. alttestamentarischen Namen, also Namen, die aus dem christlichen Alten Testament entlehnt wurden) gehen auf hebräische Namen zurück. So funktioniert Sprache nunmal einfach.

Bei einem Namen, der seit Jahrhunderten eben auch in christlichen Gemeinschaften verwendet wird (wie James/Jamie) würde ich diesen Aspekt deswegen erstmal vernachlässigen. Wenn du aber so große Bedenken hast, ist es natürlich auch vollkommen fair, zu sagen, “ich verzichte auf diesen Namen und wähle einen anderen”. Es ist nur so: die meisten christlichen Namen fallen dann aus denselben Gründen aus.

Was jetzt nicht bedeuten soll, dass du gar keinen finden wirst, bei dem das nicht der Fall ist, es soll nur die Dinge in Perspektive rücken.

Liebe Grüße,

Elias

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