Kummerkastenantwort 4.157: Ich fühle mich nicht wie ein Mädchen.

Hey,
ich bin als Mädchen geboren und bin jetzt 13 Jahre alt.
Vor einem Jahr hatte ich noch lange Haare und seltsamerweise hat sich etwas stark verändert, als ich meine Haare ganz kurz geschnitten habe. Ich kann mich wieder im Spiegel angucken, ohne mich zu fragen: “Wer ist das?” Mit kurzen Haaren fühle ich mich endlich wie ich selbst und wenn ich Bilder von mir sehe mit langen Haaren, hasse ich mich wieder selbst.
Aber es hat sich noch was anderes getan, Anfang dieses Jahres. Ich fühle mich nicht wirklich wie ein Mädchen. Das habe ich an vielen Sachen gemerkt. Zum Beispiel, dass ich unheimlich gerne eine Flache Brust hätte. Oder dass ich es hasse, wenn mich meine Mitschüler*innen ihre “Mitschülerin” nennen. Oder dass ich Jungs im Alter von sieben Jahren sehe, die gerade zum Fußball fahren und ich denke: Ich hätte auch gerne so eine Kindheit gehabt.
Aber ich kann einfach kein Junge sein. Es geht nicht. Und hier warum:
Ich habe meine Mutter erzählt, dass ich mich nicht wirklich wie ein Mädchen fühle. Ich habe es ihr ohne Bedenken erzählt, weil sie sonst immer supportive ist. Aber dann hat sie geantwortet: “Aber ich glaube nicht, dass du ein Junge bist.” Das war ein sehr dumpfes, und blödes Gefühl. Weil ich es doch selbst nicht weiß. Und in Panik habe ich gesagt: “Nein, auf gar keinen Fall.” Ich hab ihr erzählt, dass ich richtig gerne einen Binder hätte weil ich meine Brust gar nicht mag. Ich finde, sie passt nicht zu der Person, die ich bin. Als wäre sie falsch an meinen Körper und hätte sich verlaufen. Sie meinte, sie will jetzt keinen Binder kaufen, weil die teuer sind (glaube ich). Sie meinte, es gäbe Alternativen. Sie hat mir einen engeren Sport BH gegeben, der aber so gar nicht das tut, was man eine flache Brust nennen kann.
Zudem kann ich kein Junge sein, weil ich eine rosa-rote-Puppen-Mädchen Kindheit hatte. Und ich denke, wenn man trans ist, merkt man das schon sehr früh.
Da ist noch so viel zu erzählen aber dieses Feld ist einfach zu klein…

Hallo,

es klingt, als wäre gerade alles sehr anstrengend für dich. Ich wünsche dir viel Kraft, das durchzustehen!

Also: auch, wenn man eine Rosarote Puppen-Mädchen-Kindheit hatte, kann man trans sein. Und dass sie trans sind, wissen auch nicht alle Menschen schon von kleinauf – manche merken das zwar als Kinder, das ist wahr, aber manche auch erst mit 20, oder mit 60. Dafür ist es nie zu spät.

Das, was du beschreibst, klingt, als würdest du Dysphorie erleben. Das kann sehr unangenehm sein – es ist aber wichtig, dass du deine Brüste möglichst sicher bindest – “zu enge” Sport-BHs oder mehrere BHs übereinander zu tragen, ist nicht gesund und auch nicht sicher. Vielleicht hilft es, wenn du deiner Mutter unsere Binder-Broschüre zeigst – ein gut passender Binder hat wesentlich weniger Risiken, als solche BH-Manöver.

Und: Auch deine Mutter weiß nicht alles. Nur, weil sie sagt, dass du nicht trans sein kannst, stimmt das nicht unbedingt. Gerade Eltern haben oft Schwierigkeiten, sich damit anzufreunden, wenn ihr Kind von dem Bild abweicht, das sie in ihrem Kopf von ihrem Kind haben. Wenn du Probleme Zuhause hast, findest du auf unserer Seite zu dem Thema weitere Hilfe.

Liebe Grüße,
Elias

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