Kummerkastenantwort 4.481: Bin ich trans männlich oder lehne ich das weibliche Rollenbild ab?
Hallo Kummerkasten Team,
Ich denke schon eine Weile darüber nach, trans männlich zu sein. Mein Problem aber ist, dass ich mich manchmal weiblich wahrnehme. Es fühlt sich nicht nach mir an, sondern nur nach einer gespielten Rolle (außer eine weibliche Seite, die meiner Persönlichkeit nahe kommt). Das männliche fühlt sich mehr nach mir an. Ich habe aber Angst, das ich dieses Gefühl der Männlichkeit mit dem einer “nicht in dem Rollenbild Verhaltensänderung Frau” verwechsel. Ich denke aber auch, dass der männliche Körper besser zu mir passt, als der weibliche. Was soll ich tun?
LG
Hallo!
Bei sehr wenigen Menschen, die sich mit Weiblichkeit nicht identifizieren können, liegt es (nur) daran, dass sie mit dem weiblichen Rollenbild nicht klarkommen. Meistens hat es etwas damit zu tun, dass sie eben nicht zu 100% weiblich sind. Das heißt ja nicht einmal, dass du auf jeden Fall ein Mann sein musst – du kannst ja auch z.B. eine nichtbinäre Geschlechtsidentität haben, oder gar kein Geschlecht. So oder so – du fühlst dich damit, eine Frau zu sein, nicht wirklich wohl. Warum das so ist, kann dir vermutlich keiner genau sagen, aber es ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, was du jetzt mit dieser Erkenntnis machst.
Vielleicht hilft es dir, einmal mit den vollkommen reversiblen Schritten eine Transition zu experimentieren? Du könntest ausprobieren, wie du dich mit Kleidung aus der Herrenabteilung fühlst, wie es sich anfühlt, wenn du z.B. in einem Videospiel einen männlichen Charakter spielst, oder wie es sich anfühlt, über dich selbst mit männlichen Pronomen zu reden.
Falls du Freunde hast, denen du dich anvertrauen kannst, kannst du auch die bitten, männliche Pronomen zu nutzen. Du könntest auch schauen, wie es sich anfühlt, einen Binder zu tragen. Das sind alles Sachen, bei denen du ohne größere Probleme “zurückrudern” könntest.
Wenn du dann merkst, das ist nichts für dich, dann hast du immerhin Gewissheit. Und wenn du merkst, das passt für mich, ich fühle mich als Mann wohler und mehr mit mir selbst im Reinen, kannst du immer noch darüber nachdenken, ob du tatsächlich medizinisch oder rechtlich transitionieren willst. Falls du das willst, ist das auch kein “Einknicken” vor dem Patriarchat oder irgend sowas – es ist dann einfach nur der Weg, der für dich am passendsten ist.
Liebe Grüße,
Elias