Kummerkastenantwort 4.487: Ich glaube, ich bin nichtbinär und überfordert
Ich bin 15 und glaube, ich bin nonbinär. Allerdings bin ich mir auch nicht zu hundert Prozent sicher. Ich habe Angst, dass ich mir das nur lange genug eingeredet habe, um besonders zu sein oder irgendwie hervorzustechen. Ergibt das Sinn? Ich hasse, wie meine (weiblichen) Brüste aussehen und versuche, sie so gut es geht zu “verstecken”, traue mich aber nicht, meine Eltern zu fragen, ob ich einen Binder haben darf, oder mich generell zu outen. Wenn irgendwer mich “genderspezifisch”, also mit sie/ihr anspricht oder eben anderen “weiblichen Wörtern” fühle ich mich unwohl, ist das normal?
Meine Mutter merkt halt, dass ich mein gender so ein bisschen in Frage stelle, geht aber eher nicht davon aus, dass ich trans* sein könnte. Sie meinte, es sei in meinem Alter normal, sich “auszuprobieren” oder nicht sicher zu sein. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie wirklich weiß, was ich fühle, schließlich habe ich es ihr bisher nicht gesagt.
Ich würde mich so gerne outen, weiß aber nicht wie. Wenn ich mich schon bei meiner Mutter nicht traue, wie soll ich es dann in der Schule, beim Rest meiner Familie, im Sportverein, etc. schaffen? Ich fühle mich so überwältigt, aber würde eben lieber mit einem anderen Namen und anderen Pronomen angesprochen werden. Irgendwelche Tipps?
Hallo,
ich verrate dir ein kleines Geheimnis. Sehr viele queere Menschen sind unsicher. Unsicher, welches Label am besten passt, oder ob sie wirklich -auf welche Art und Weise auch immer- queer sind. Gleichzeitig fragen sich nur sehr wenige Menschen, die cis und hetero sind, regelmäßig und häufig und andauernd, ob sie wirklich cis und hetero sind.
Und die Sache, dass Menschen in verschiedenen Altern häufiger unsicher sind und sich ausprobieren muss nicht gegen dich sprechen. Wenn das (anscheinend) das Alter ist, um sich auszuprobieren, dann ist das (auch) eine Einladung. Geh hin und probier Dinge aus oder so.
Und niemand zwingt dich, dass du dich an bestimmten Orten outest. Wenn du unsicher bist, dich vor deiner Mutter oder im Sportverein zu outen, kannst du auch erstmal im Freund*innenkreis anfangen. Und du kannst dich fragen, wie wichtig es dir ist, dass Menschen, die dich höchstens ein mal die Woche sehen, deinen Namen kennen oder wissen, dass du nicht-binär bist. Manchen ist das auch recht egal, und verzichten dann auch Coming Outs an entsprechenden Orten. Für andere überwiegt die Dysphorie und sie brauchen dennoch einen Plan.
Für Ideen und Tipps rund ums Coming Out findet du im Downloadbereich auch eine eigene Broschüre zum Thema.
Liebe Grüße
Xenia