Kummerkastenantwort 4.802: Mich macht es unwohl, wenn jemand nach meinem Geschlecht fragt

Hi liebes Team.

Erstmal danke das ihr so vielen Menschen helft

Ich w habe mich schon öfters über mein Geschlecht gefragt. Ich bin froh mädchen zu sein aber mich macht es dennoch unwohl wenn jemand nach meinem Geschlecht fragt . Ich sah vor kurzer Zeit noch relativ masculine aus aufgrund von kurzen Haaren. Ich habe das aus spaß gemacht und empfand es nicht als mänlich . Ich wünsche mir so sehr einen teils männlichen körper zu haben und würde mich auch gerne als schwul labeln obwohl ich Pan bin und schwul keineswegs passt . Ich hatte schon über genderfluid nachgedacht . Allerdings hat das für Drama gesorgt. Deshalb fühle ich mich unwohl wegen meinem Geschlecht.

Ich weiß nicht ob ihr mir helfen könnt aber trotzdem danke

Hallo,

Fragen nach dem eigenen Geschlecht können unangenehm sein. Das hat eine Menge Gründe, und sehr viele haben auch eine gesellschaftliche Dimension. Da zum Beispiel übergriffiges Verhalten häufig gegen nicht-männliche Personen vorkommt, ist die Aussage, eine solche zu sein, implizit auch eine Markierung oder Bestätigung des „Verdachts“ der fragenden Person – dafür, dass die gefragte Person potenziell angreifbar ist. Mindestens aber die Information zur marginialisierten Gruppe zu gehören. Was in einer guten Welt mögliche Diskriminierungserfahrungen transparent macht, in einer weniger guten zum Bedienen eben jener Strukturen auch einlädt.

Geschlecht ist zudem auch häufig mit Genitalien verbunden. Gesellschaftlich wird nicht über Genitalien geredet, aber viel geshamed. Zar sind Geschlecht und Genitalien am Ende nicht gleichbedeutend, aber eine Frage nach dem Geschlecht impliziert zumindest in Teilen eine Annahme über Genitalien, was da auch zum unangenehm-sein der Frage beitragen kann.

Ein anderer großer Grund, warum Fragen unangenehm sein können, ist eigene Unsicherheit über die Antwort. Trägst du Haare kurz, weil es dir gefällt oder auch, weil es weniger weiblich wirkt, weil das mehr abbildet, wer du bist? Die Frage nach deinem Geschlecht legt da den Finger in die redensartliche Wunde und erinnert dich direkt dran, dass da noch einiges an Reflexion und Rausfinden über dich selbst irgendwann anstehen könnte. An potenziell schwierige und aufwendige ausstehende Aufgaben erinnert werden, ist auch nicht unbedingt immer eine angenehme Erfahrung.

Also ja, da sind eine Menge Level dahinter, wieso sich das schwierig anfühlt. Und alles davon ist valide. Teilweise ist es vielleicht hilfreich, dass du weder für dich noch für irgendeine fragende Person hier eine Antwort haben musst. Du hast Zeit, du darfst Dinge rausfinden und ausprobieren. Du darfst sicherer werden, dich verändern und so erst auch werden, wer du bist. Es wird vielleicht nie nicht-seltsam sein, über das eigene Geschlecht nachzudenken oder danach gefragt zu werden, aber es kann angenehmer werden, drüber nachzudenken.

Liebe Grüße
Xenia

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