Kummerkastenantwort 4.937: Meine Eltern glauben mir nicht, dass ich bigender bin

Hi!

Ich wollte mich bei meinen Eltern als Bigender outen. Also ich bin weiblich und nicht binär. Bisher habe ich das aber versteckt, weil ich mich halt nicht getraut habe, das irgendwie zu zeigen.

Meine Eltern sind sehr tolerante Menschen, aber sie “glauben” es mir nicht so ganz, oder können es nicht begreifen, dass ich Bigender bin. Vermutlich weil ich mich bisher immer sehr weiblich gegeben habe und sie nie irgendwelche “Anzeichen” gesehen haben. Sie fragen mich immer wie ich das denn merke und so und ich hab das Gefühl, dass sie mir nur glauben, wenn ich das irgendwie begründen kann. Aber das kann ich nicht, ich weiß auch nicht wieso, aber ich spüre es einfach.

Ich wüsste so gerne, wie ich ihnen die ganze Sache erklären soll, so dass sie mich verstehen. Ich benutze keine neuen Pronomen, aber eigentlich würde ich gerne meinen neuen Namen benutzen, aber den habe ich ihnen noch nicht gesagt, weil ich Angst habe, dass sie das überfordern könnte.

Na ja… Habt ihr irgendwelche Tipps oder Ideen für mich? Danke schon jetzt!! Eure Arbeit ist wunderbar ❤️ ❤️

Liebe Grüße

Lou

Hej Lou,

Danke für dein liebes Lob an uns <3

Manchen Menschen hilft es, Veränderungen zu sehen um sie glauben zu können. Gleichzeitig bist du niemandem Veränderungen schuldig, du musst nichts an deinem Look oder irgendwas anderes ändern, um valide bigender zu sein. Vielleicht kannst du ein Gespräch mit ihnen beginnen, in dem sie dir Fragen stellen dürfen, was dein Geschlecht für dich bedeutet, vielleicht kannst du sie das umgekehrt auch fragen, wie sie ihr eigenes Geschlecht beschreiben würden. 

Falls deine Eltern gerne lesen, hilft ihnen vielleicht auch das Buch Gender-Kram von Louie Läuger. Ich hab so viel darin gelernt und sogar darüber herausgefunden, welches mein Gender ist. Es ist wunderschön illustriert, also auch nicht zu textlastig und erklärt ganz viel zu Geschlecht als Konstrukt und zu verschiedenen Labels. 

Was den Namen angeht, ich stelle mir Namen mittlerweile als Geschenk vor. Es ist das erste Geschenk, das man bekommt, man behält es meist eine ganze Weile und dann gibt es manche, die merken: ich kann damit nichts mehr anfangen. Und das ist okay. Mir hat dieses Bild total geholfen, als ich meine Eltern gebeten habe, einen neuen Namen für mich zu nutzen, vielleicht hilft es dir ja auch. 

Es wird tendenziell eine Weile dauern, bis sie es immer und überall schaffen, aber so wie du sie beschreibst, klingen sie ja durchaus aufgeschlossen, da stehen die Chancen ja nicht schlecht 🙂

Liebe Grüße
Valo

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