Kummerkastenantwort 5.226: Ich bin nicht-binär, kann mich aber nicht so richtig outen
CN SVV
Hi. Ich, Benet, afab, 15 Jahre alt und lesbisch, habe vor eine paar Wochen bzw Monaten herausgefunden, dass ich Non-binary bin. Bei Pfadfindern sind sehr viele andere ebenfalls queer und deshalb habe ich auch vor mich dort zu outen.
Eigentlich hört sich das ja ganz gut an, objektiv betrachtet. Allerdings belastet es mich ziemlich nicht vor meinen Eltern geoutet zu sein. Ich habe zwar keine krasse Körper-Dysphorie, dafür fühle ich mich aber ziemlich unwohl mit den Erwartungen, die andere unterbewusst an mich stellen, wegen meinem agab. Man könnte es als soziale Dysphorie bezeichnen. Gibt es sowas?
Zu diesem Gender Thema kommt, dass ich Autismus habe und deswegen (und weil ich ziemlich doofe Leute um mich rum hatte) bricht gerade sehr viel in meinen Leben weg. Ich versuche irgendwie dadurch zu kommen, aber die Gesamtsituation belastet mich so sehr, dass ich mich deswegen auch schon selbst verletzt habe. Ich weiß es ist nicht richtig und ich sollte mir Hilfe holen, weiß aber nicht, wie ich das ansprechen soll. Ich würde meine Mutter dann auch fragen, ob ich einen Therapeuten bekommen würde, der Non-binary Personen offen gegenüber steht. Allerdings müsste ich mich dafür outen. Und meine Mutter ist eher negativ Non-binary Personen gegenüber eingestellt. Eigentlich will ich mich auch erst dann outen, wenn ich danach längere Zeit weg bin und ich bin erst in den Herbstferien eine Woche weg von zu Hause. Davor muss ich noch einen Familienurlaub schaffen. Und die Herbstferien sind erst Ende Oktober…
Habt ihr irgendeine Idee, wie ich damit umgehen soll/kann?
Hey Benet,
zunächst ein mal verzeih, dass jetzt erst eine Antwort kommt, im Kummerkasten ist derzeit leider wieder sehr viel los.
Falls du dich noch nicht geoutet hast: Versuche vielleicht, dich erst einmal im sicheren Rahmen deines queeren Umfeldes zu outen. Vielleicht kann jemand von ihnen dann mitkommen, wenn du dich bei deinen Eltern outest? Soziale Dysphorie ist übrigens natürlich ein Ding, Dysphorie kann auf allen Ebenen passieren, nicht nur körperlich.
Falls du dich bereits geoutet hast: Ich hoffe, es ist alles so gut gegangen wie nur möglich.
Vielleicht helfen ja noch unsere Broschüren zu Coming Out – einmal für dich und einmal für deine Eltern?
Insgesamt: Es klingt auf jeden Fall sinnvoll, dir therapeutische Unterstützung zu suchen – und ja, am besten queer- und autismusfreundlich. Gerade bei Autismus kann selbstverletzendes Verhalten nämlich auch eine Form von Stimming unter starker Belastung sein, und da kann eine gute Begleitung hilfreich sein um andere Methoden zu finden.
Ich wünsche dir sehr, dass mittlerweile alles etwas ruhiger ist oder es bald wird.
Liebe Grüße
Valo