Kummerkastenantwort 5.268: Ich fühle mich mit „weiblich“ wohl, aber nicht mit „Frau“

Hallo zusammen!

 

Vor ein paar Monaten habe ich auf einer anderen Website (hieß irgendwas mit unicorn) gelesen, dass es nicht das Gleiche ist, sich mit weiblich/Frau/Mädchen zu identifizieren, da hatte ich dann diesen Aha-Moment des „das bin ich also!“ Meine Frage ist jetzt, kennt ihr dafür auch ein Label? Wenn nicht, kann ich auch ohne Probleme ungelabelt durchs Leben gehen, aber es interessiert mich natürlich.

 

Bei mir ist das so, dass ich mich auf jeden Fall als (cis) weiblich identifiziere. Früher habe ich mich ohne Probleme mit dem Begriff Mädchen identifiziert, mittlerweile, mit um die 20, fühle ich mich dafür aber zu alt. Der Begriff Frau passt mir aber nicht so wirklich – als Alternative zu Mann oder Nicht-Binär/Andere schon am ehesten, aber „ich als Frau“, „wir Frauen“, „ich bin eine Frau“, das passt einfach alles nicht so ganz. Ich dachte erst, dass hat damit zu tun, dass in „Frau“ „erwachsen“ mit drin steckt, aber das ist es doch nicht, weil ich mich mit erwachsen mehr identifizieren kann als mit Frau; wahrscheinlich sind das einfach unter anderem die Klischees und so, die bei „Frau“ mitschwingen. – Interessanterweise sind diese Gefühle bei „woman“ auch da, aber irgendwie schwächer. Und es gibt bestimmte Kontexte, wo ich mich mit dem Wort Frau problemlos identifizieren kann, nämlich vor allem, wenn ich an das Themenfeld Sexismus/Misogynie/Gewalt und so denke, aber auch ein bisschen beim Thema Sexualität. Ach, und mir fällt es auch schwer, von meinen Gleichaltrigen als Männer oder Frauen zu denken, selbst, wenn ihnen das anders geht (und wie ihnen das geht, ist natürlich das, was zählt). – Jedenfalls sehr spannend, das alles! Viele Grüße!

Hallo zusammen, ich wollte nochmal fragen: Kennt ihr zufällig Konzepte oder Labels dafür, dass man sich mit „weiblich“ total identifiziert, aber nicht mit „Frau“? (Geht mit männlich/Mann natürlich genauso.) Ende Juli oder so habe ich meine Situation schonmal beschrieben. Ich habe quasi das Gefühl, aus „Mädchen“ rausgewachsen zu sein, ohne in Frau reingewachsen zu sein. Mit dem Begriff „erwachsen“ habe ich aber weniger Probleme, daran liegt es also nicht allein. Ich glaube, bei „weiblich“ tut sich mir ein variantenreicheres Bild auf als bei „Frau“. Ich finde es sogar komisch, von Altersgenoss*innen (also um die 20) als Frau oder Mann zu denken, selbst, wenn die sich mit dem Begriff identifizieren. Ich kenne auch andere, denen das Ganze genauso geht. Ich habe auf einer anderen Webseite von dem Phänomen gelesen und fühlte mich wiedererkannt. Interessanterweise gibt es Kontexte, in denen ich mich mit „Frau“ identifiziere, nämlich, wenn ich gedanklich bei Sexismus, Patriarchat etc bin. Ich fühle mich zwar ohne Label und Konzepte sehr wohl, aber es hat mich mal interessiert, und vielleicht finden sich andere da ja wieder. Viele Grüße!

Huhu,

Du musstest sehr lange auf eine Antwort von uns warten. Das tut uns leid.

ich verstehe sehr gut was du meinst. Weiblich bzw Weiblichkeit beschreibt in meinen Augen viel mehr als „nur“ ein Geschlecht. Es ist abstrakter, und umfasst so viele verschiedenen Facetten unseres Lebens. Für mich persönlich passt inzwischen das Label nicht-binär in dem Fall am besten, eben weil es genau für solche Zwecke super funktioniert – ich bin weiblich, aber eben nicht eine („binäre“) Frau. Ich habe aber auch lange gebraucht, bis ich mich mit diesem Label einigermaßen komfortabel gefühlt habe (dank queerem Imposter Syndrom)

Vielleicht passt ein Label wie demi-girl auch ganz gut, das musst du für dich entscheiden. Klar ist aber, du musst dafür kein Label finden, du darfst auch ohne festes Label so angesprochen und gesehen werden, wie du es dir wünscht.

Liebe Grüße,

aurora

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