Kummerkastenantwort 5.586: Ich glaube, ich bin ein nichtbinärer Junge, aber ich habe viele Zweifel
(Entschuldigung für die schlechte Ausdrucksweise, ich musste ziemlich viel kürzen)
Hi, ich bin afab, mittlerweile aber so ziemlich sicher, dass ich mich als trans bzw. nichtbinärer Junge identifiziere. Mein derzeitiges Problem: Zweifel. Ist zwar normal für queere Personen, dass sie manchmal zweifeln & im Endeffekt trzd queer sind, ich habe derzeit aber wirklich sehr große Probleme damit…
Bin ich trans? Vielleicht. Würde ich auf Knopfdruck cismännlich werden wollen?- Wahrscheinlich. Trzd bin ich mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass ich trans bin, oder weil ich mir einfach eine (große) Veränderung in meinem Leben wünsche (da ich wahrscheinlich undiagnositizierte (!) psychische Probleme [Depressionen?] habe). Hätte gern (wenigstens) gn* Bezeichnungen, körperliche Dysphorie empfinde ich nicht (fühle mich nicht ständig todes-unwohl, die Situation könnte besser sein). Meine Brust stört mich, andererseits will ich nie irgendwas untenrum ändern lassen; aber das muss sowieso warten. Jetzt gerade würde ich fürs erste gern meine Haare kurzschneiden & einen Binder tragen- ich versuche schon männlicher zu wirken, hints zu geben, habe trzd öfter das Gefühl ich bin zu weiblich, bzw wäre kein “guter” cis Junge (traurig aber wahr: wär ich cis würden meine Eltern mich „übertrieben schwul“ nennen). Mein Umfeld ist nicht das Beste zum Outen, meine Eltern „akzeptieren“, kritisieren aber dennoch; meine Freunde teils phobisch. Und auch wenn meine Eltern MICH 100% unterstützen würden (behaupten sie), kann ich nicht mit ihnen sprechen. Wenn ich drüber nachdenke mich zu outen (selbst wenn ich nur sage „ausprobieren“) bekomm ich ein Gefühl wie Schuld/Reue. Kommunikation über Empfindungen? Eher schwierig (kann nichtmal sagen, dass ich mich gern anders kleiden würde). Hab auch teils das Gefühl ich möchte, dass es anders ist, keine Veränderung…
Inwiefern ihr mir helfen könnt weiß ich nicht, würde mich aber trotzdem über einen Versuch freuen <3
– (bisher) Alex
Hallo 🙂
deine Fragen und Gedanken sind völlig legitim. Die Reise zu einer Vorstellung über die eigene Identität kann sehr komplex sein und auch Zweifel sind völlig normal. Besonders, wenn sich verschiedene Gefühle miteinander vermischen und bei so vielen Themen, die für dich offen zu sein scheinen.
Die Situation in der du steckst ist aber nicht ungewöhnlich. Du versuchst ein Verständnis für dich zu erwerben, wer du bist und was für dich wichtig ist und deine Gefühle sind totale Realität von vielen trans*-Menschen. Einen „vorgeschriebenen“ Weg gibt es da leider nicht – ABER das kann auch gut sein, denn es gibt auch keine Vorschrift, wie ein trans-Mann oder eine nichtbinäre Person zu sein hat. Hier kommen wir an den Punkt. Das, was du fühlst hat Gültigkeit und das zu 100%.
Auch, wenn es um Dysphorie geht, gibt es da nicht die einzige Antwort. Du musst keine Dysphorie empfinden. Transsein geht über körperliche Veränderungen hinaus – das innere Gefühl ist entscheidend. Manchmal ist es eine Diskrepanz zwischen innerem Gefühl und der Außenwelt.
Wenn du das Gefühl hast, dass du mit deinen Eltern nicht offen sprechen kannst, kann es hilfreich sein, nach einem sicheren Raum zu suchen, in dem du dich ausdrücken kannst – sei es in einer Online-Community (kennst du schon unseren Regenbogenchat?) oder durch das Gespräch mit einem Therapeuten oder einer Person, die deine Situation besser verstehen könnte.
Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen helfen konnte?
Liebe Grüße
Fiore
Ich kenne das Gefühl 🥲