Kummerkastenantwort 5.739: Ich bin auf der Suche nach einem Label für mein Geschlecht
Hi!
Ich bin jetzt schon eine Weile auf der Suche nach meinem richtigen Geschlecht und habe zwischendurch auch schon das Label Genderfluid benutzt, aber es hat sich einfach nicht richtig angefühlt. Ich hasse es mich zu schminken und den ganzen Kram und kann Kleider und Röcke nicht ausstehen. Ich würde eigentlich lieber in einer Jungsgruppe abhängen, aber in meiner Klasse ist kein Junge mit dem ich mich richtig gut verstehe, also weiß ich auch nicht wie das ist. Ich hasse es, wenn jemand Mädchen zu mir sagt, „sie“ oder „ihr“ mag ich zwar auch nicht, sind aber nicht so schlimm. Ich möchte nicht mit anderen Mädchen (oder was auch immer ich bin) in einen Topf geworfen werden. Ich dachte schon, dass ich Tomboy bin, aber ich schäme mich für meine Oberweite, für meine Hüften und das meine Schultern so schmal sind. Mit dem Geschlechtsteil habe ich kein Problem, aber es wäre mir lieber wenn ich überhaupt gar keins hätte. Könnt ihr mir helfen? Ich habe gerade überhaupt keine Ahnung wer ich bin?
Heyyo,
es hört sich so an, als würdest du gerade durch eine sehr verwirrende Phase gehen, und das ist völlig okay! Viele Menschen erleben ähnliche Gedanken, wenn sie ihr Geschlecht hinterfragen, du bist also nicht alleine mit dieser Unsicherheit.
Es gibt ein paar Dinge, die du dir genauer anschauen könntest, um ein besseres Gefühl für dich und deine Identität zu bekommen.
1) Das Gefühl von Unbehagen mit bestimmten Geschlechterrollen:
Du hast ja beschrieben, dass du dich nicht mit den traditionellen Vorstellungen von Weiblichkeit identifizierst, wie zum Beispiel Schminken, Röcke, Kleider tragen. Das kann durchaus ein Hinweis darauf sein, dass du dich nicht mit dem Bild von „weiblich“ im klassischen Sinne identifizierst.
2) Das Unwohlsein mit bestimmten Körpermerkmalen:
Deine Gefühle über deine Oberweite und Hüften sind ebenfalls wichtig, wenn du darüber nachdenkst, was für dich in Bezug auf dein Geschlecht stimmig ist. Manche Menschen erleben das als ein Unwohlsein mit dem eigenen Körper und empfinden das als Dysphorie. Deine Beschreibung in Bezug auf dein Geschlechtsteil, dass du „keins haben möchtest“, könnte ebenfalls ein weiteres Signal für eine Geschlechtsdysphorie sein, die viele Menschen erleben, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Auf Grundlage deiner Beschreibung könnten beispielsweise die Label „Nicht-binär„, „Agender“ oder „Trans“ für dich passend sein. Aber es ist auch vollkommen okay, wenn du noch nicht genau in Worte fassen kannst, wie du in Bezug auf deine Geschlechtsidentität denkst.
Ich würde dir außerdem empfehlen, in einer sicheren Umgebung – mit einer Person deines Vertrauens – weiter zu erkunden, was für dich passen könnte. Manchmal hilft es auch, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dafür haben wir – je nach deinem Alter – den Regenbogenchat (13 – 27 Jahre) oder den Queer Chat (ab 21 Jahre). Beide Chatangebote sind moderiert.
Bitte entschuldige, dass die Antwort so lange gebraucht hat!
Queere Grüße, Kay