Kummerkastenantwort 5.740: Was ist mein Label (Geschlecht und sexuelle / romantische Orientierung)
Hi, ichvbin Lucia. Ich hab das Problem dass ich irgendwie gar nicht weiß welches Label zu mir passt. Wenn ich meine Sexuelität beschreiben müsste, dann wäre es circa so:
Liebt das andere Geschlecht mehr nach dem Charakter und nach „Verehrung“, kann dich aber kein Sexleben mit der Person vorstellen. Beim gleichen Geschlecht ist das Verliebt sein intensiver, mit der Person könnte man sich Sexleben vorstellen. Man wäre lieber das andere Geschlecht, weil es besser zum Charakter passt, würde aber keine Geschlechtsumwandlung wollen.
Vorallem bei dem letzten Punkt hab ich keinen Plan.
Heyyo Lucia,
Es klingt so, als würdest du eine komplexe Erfahrung deiner Sexualität haben, was absolut okay und auch völlig normal ist. Es gibt viele verschiedene Identitäten und Labels, und es kann manchmal schwierig sein, das zu finden, was sich für einen selbst am besten anfühlt. Am besten ist es, wenn ich das Schritt für Schritt durchgehe:
1) Verliebtsein und Anziehung zum anderen Geschlecht
Du sagst, du liebst das andere Geschlecht mehr nach Charakter und Verehrung und kannst dir dabei kein Sexleben vorstellen. Das könnte auf eine romantische Anziehung hinweisen. Es gibt Menschen, die sich romantisch zu einem bestimmten Geschlecht hingezogen fühlen, aber keine sexuelle Anziehung erleben. Dafür könnte das Label „heteroromantisch“ (wenn du dich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlst, aber keine sexuelle Anziehung hast) oder „biromantisch“ (wenn du romantische Anziehung zu mehreren Geschlechtern empfindest, aber keine sexuelle) passend sein.
2) Verliebtsein zum gleichen Geschlecht und intensivere Anziehung
Du beschreibst, dass die Verliebtheit beim gleichen Geschlecht intensiver ist und du dir auch ein Sexleben mit dieser Person vorstellen könntest. Das deutet darauf hin, dass du sexuelle Anziehung zum gleichen Geschlecht empfindest. Wenn du ausschließlich eine Anziehung zum gleichen Geschlecht empfindest, könnte eventuell „homosexuell“ passend sein, konkreter eben „schwul“ oder „lesbisch„.
3) Die Frage deiner Geschlechtsidentität
Du schreibst, dass du lieber „das andere Geschlecht“ wärst, aber ohne geschlechtsangleichende Operationen in Anspruch zu nehmen, weil es besser zu deinem Charakter passt. Das kann zum einen darauf hindeuten, dass du dich einfach nicht mit den in der Gesellschaft herrschenden Vorstellungen deines Geschlechts identifizieren kannst. Gleichzeitig kann es aber auch Dysphorie sein, da sich diese auch auf soziale Situationen bezieht. Falls du dich eher außerhalb der traditionellen Geschlechterrollen siehst, könnte beispielsweise das Label „Nicht-binär“ passend sein
Es ist aber auch so, dass du dich auch mit dem „anderen Geschlecht“ identifizieren kannst, ohne angleichende Operationen machen zu müssen. Jede Erfahrung von trans* Personen ist individuell, ebenso der Weg, den die Person geht.
Es ist völlig in Ordnung, sich nicht in ein festes Label einzuordnen. Viele Menschen finden es hilfreich, ein Label zu haben, um ihre Identität besser zu verstehen, aber das ist nicht zwingend notwendig. Du kannst dich auch als genderqueer oder questioning bezeichnen, wenn du noch herausfinden möchtest, wie du dich fühlst.
Queere Grüße, Kay