Kummerkastenantwort 5.766: Wie kann ich mich als nicht-binär outen?

Hallo liebes Kummerkasten Team!



Ich bin ein non-binary (AFAB) und mag they/them Pronomen. Jedoch werde ich in der Schule und zuhause noch als ‘sie’ bezeichnet, da meine Eltern und Freunde es nicht richtig hinbekommen würden mich ‘they’ zu nennen, und ich möchte sie auch nicht korrigieren, da ich mich dann schlecht fühlen würde. Ich möchte auch mehr androgyn aussehen und bekomme auch Geld kurze Haare.



Aber wie kann ich meinen Freunden/Familie sagen ich bin non-binary und möchte they/them gennant werden, wenn sie eh sagen das sie das nicht als das ‘neue sie’ einsetzen können?



LG, Linnea

Heyyo Linnea,

danke, dass du dich mit deinen Gedanken an uns wendest. Das zeigt so viel Mut und Stärke – auch wenn es sich gerade wahrscheinlich ziemlich schwer und frustrierend anfühlt.

Entschuldige bitte, dass die Antwort so lange gedauert hat.

Es ist total verständlich, dass du dir wünschst, mit deinen Pronomen respektiert zu werden und dich mehr so zeigen zu können, wie du wirklich bist. Und es tut mir leid, dass die Menschen um dich herum das gerade nicht so leicht annehmen können, wie du es verdienst. Du bist in deinem Empfinden absolut richtig.

Deine Identität ist echt, auch wenn andere Menschen Schwierigkeiten haben, sie sofort richtig zu benennen. Es ist nicht deine Aufgabe, dich schlecht zu fühlen, weil du dir Respekt wünschst. Du musst dich nicht kleiner machen, nur damit es für andere leichter wird. Du darfst Raum für dich einfordern, auch wenn das manchmal ungewohnt oder unangenehm sein kann.

Vielleicht hilft es dir, dir selbst nochmal klarzumachen: Es geht hier nicht darum, etwas „Neues“ oder „Ungewohntes“ durchzusetzen – es geht darum, dass du als der Mensch anerkannt wirst, der du bist. Und das ist ein sehr fairer Wunsch.

Wenn du möchtest, könntest du zum Beispiel mit einer kleinen Nachricht oder einem Brief anfangen, wenn dir ein Gespräch zu schwer fällt. Manchmal hilft es, ruhig zu erklären, dass es dir sehr wichtig ist, dass deine Pronomen respektiert werden, und dass du verstehst, dass es eine Umgewöhnung ist, aber dass es dir sehr viel bedeuten würde, wenn sie sich bemühen. Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, sich Mühe zu geben.

Und wenn Menschen dich lieben und respektieren, werden sie das versuchen, auch wenn es am Anfang holprig ist. Du könntest, wenn du dich damit ebenfalls wohlfühlst, auch sagen, dass du ohne Pronomen angesprochen werden möchtest. Vielleicht ist es leichter, wenn deine Eltern, Freund*innen oder Lehrkräfte einfach nur deinen Namen verwenden statt sie oder they.

Gleichzeitig darfst du dich selbst schützen: Wenn du merkst, dass ein direktes Gespräch dich noch zu sehr belastet, ist es auch okay, kleine Schritte zu gehen – zum Beispiel erstmal mit Freund*innen, die offener sind, oder in Situationen, wo du dich sicherer fühlst.

Wir haben zum Thema „Coming-Out“ auch eine eigene Broschüre, die findest du hier.

Für deine Eltern, wenn du mit ihnen gesprochen hast, gibt es ebenfalls eine Broschüre, wie sie ihre queeren Kinder unterstützen können, die ist hier.

Deine Gefühle zählen, und du musst dich nicht für deinen Wunsch nach Sichtbarkeit entschuldigen. Du bist non-binary, du bist wertvoll, und du hast es verdient, ernst genommen zu werden – genauso, wie du bist.


Queere Grüße, Kay

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