Kummerkastenantwort 2.284: Ich glaube, meine Mutter nimmt mein Coming Out nicht ernst
Hi liebes Kummerkasten Team!
Ich bin Alex, 14 Jahre alt und benutze they/er Pronomen.
Ich habe mich bei meinen Eltern vor einem halben Jahr geoutet und alles lief eigentlich super. Bloß habe ich immer noch das Gefühl, dass meine Mutter es nicht wirklich ernst nimmt/ als Teenagerphase sieht. Es kamen dann so Fragen auf, warum ich mich mit sie/ihr nicht wohlfühlen , wenn Pronomen doch, ihrer Meinung nach, nicht die Person beschreiben oder sie wird wütend, wenn ich sie in einem Streit korrigiere, wenn sie mich malwieder misgendert. Und heute hat sie gemeint,das ihr Weihnachten wichtig ist und das ich mitfeiern muss( ich ziehe mich im Moment halt etwas zurück) und,dass ich es akzeptieren muss genauso wie sie akzeptieren muss, dass ich Non-binary bin. Ich habe ihr darauf erwidert, dass ich finde, dass man das nicht vergleichen kann. Sie hat das irgendwie etwas ignoriert. Ich fühle mich empört und auch verletzt, dass sie so wenig von meiner Identität hält. Oder reagiere ich einfach nur über und ich bin hier das Problem und mache einfach alles falsch?
Eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Alex
PS: Danke, dass es euch gibt!
Hallo Alex,
es tut mir leid, dass die Antwort ein bisschen gedauert hat!
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass du dich verletzt fühlst. Es klingt für mich so, als ob deine Eltern nicht wirklich nachvollziehen können, wie wichtig dir das ist, nicht misgendert zu werden.
Grundsätzlich hast du auf jeden Fall ein Recht darauf, dass Menschen dich mit deinen Pronomen ansprechen und sie zu korrigieren ist vollkommen in Ordnung. Du bist auch nicht das Problem, du bist okay!
Kannst du dir vorstellen, auf Fragen nach Gründen für neue Pronomen vielleicht mit „es fühlt sich für mich stimmiger an“ zu antworten? Dein Gefühl ist nämlich legitim genug. Du brauchst keine Beweise und Argumente, um Akzeptanz von anderen Menschen zu erfahren.
Es passiert leider ziemlich oft, dass Eltern sich auf „die Phase“ beziehen. Unabhängig davon, ob deine aktuellen Pronomen und Identität bestehen bleiben oder sich verändern, könnten deine Eltern deinem Wunsch nachgehen.
Manchmal brauchen aber Menschen etwas Zeit, um die korrekte Ansprache zu lernen. Ich kann mir vorstellen, dass deine Geduld hier gefragt ist. Auch wenn deine Mitmenschen die nichtbinären Pronomen verinnerlichen, kann es trotzdem passieren, dass es ihnen mal ohne böser Absicht ausrutscht. Nochmal korrigieren darfst du immer! Du könntest, wenn du möchtest, sagen, dass es dir viel bedeutet und du dich darüber freuen würdest. Ich kann mir vorstellen, dass du eher Weihnachten mitfeiern würdest, wenn deine Family dich als nicht binär anerkennt. Vielleicht könntest du auch das beleuchten.
Wenn du die Kraft dazu hast, könntest du vielleicht deine Mutter fragen, was ihr daran schwerfällt. Du könntest deiner Mutter anbieten über die E-Mail Adresse elternberatung@trans-kinder-netz.de des Trakine e.V. Kontakt zu den Elternberater_innen aufzunehmen, sodass sie mit erwachsenen, qualifizierten Menschen darüber sprechen kann.
Du kannst schwer verhindern, dass dein Umfeld dich nie misgendert. Vielleicht kannst du darüber nachdenken, wie du damit umgehen möchtest. Du bist auf jeden Fall nicht weniger queer, wenn jemand dich misgendert!
Liebe Grüße,
Elizy