Kummerkastenantwort 5.833 – Ich bin 38 und trans und traue mich nicht, darüber zu reden

Hallo, ich wurde geboren und aufgezogen als Mann, bin mittlerweile in meinem 38. Lebensjahr. Bisher habe ich eigentlich immer angegeben, dass ich hetero bin, doch habe ich mir nun eingestanden, dass ich queer bin. Ich liebe Weiblichkeit und Feminität, so finde ich auch Trans* oder sehr feminine Boys anziehend. Das ist aber an sich für mich keine großes Thema, auch wenn ich mich noch nicht offiziell geoutet habe. Doch dann gibt es noch eine andere Sache. Und zwar denke ich, ich bin Trans*. Immer wieder in meinem Leben dachte ich mir „Ich wäre gerne ein Mädchen“, aber hab den Gedanken auch oft wieder schnell verworfen, da ich ja nun mal als Mann auf die Welt kam. Außerdem kamen dann oft Bekanntenkreise oder vermeintliche Freunde hinzu, wo ich versucht habe möglichst männlich bzw maskulin zu sein. Und ich war auch nicht nur unglücklich als Mann, hatte teils schon schöne Beziehungen, tolle sexuelle Erfahrungen und habe mich vor meinem Körper auch nie geekelt. Allerdings war ich auch nie wirklich zufrieden. Seitdem ich mich aber vor einigen Monaten von einem engen „Freund“ getrennt habe – der auch oft meine Männlichkeit in Frage gestellt hat – habe ich angefangen zu reflektieren und mehr über den Gedanken oder Wunsch eine Frau zu sein nachgedacht. Und ich muss sagen der Gedanke fühlt sich sehr gut an. Meine Vorstellung feminin auszusehen und zu sein sieht schön aus, aber ich weiß, dass die Realität oft ganz anders aussieht. Und deshalb habe ich etwas Angst wie ich die Zukunft weiter angehen soll. Bisher habe mit einem meiner besten Freunde darüber gesprochen und bei ihm und seiner Partnerin fühle ich mich auch vollkommen wohl und kann sein wie ich will/bin. Doch der Gedanke meinen anderen Bekannten und meinen Eltern, auch wenn diese sehr offen, tolerant, fürsorglich und immer für mich da sind, von meinen Wünschen/Gedanken zu erzählen, macht mir irgendwie Angst. Vor allem haben sie schon durch meine chronische Krankheit, Depressionen und so so viel mitgemacht…

Hallo!
Ich kann sehr gut vorstellen, dass dich der Gedanken an die Zukunft belastet. Gerade am Anfang einer Transition ist das ein riesiger Berg, der vor einem liegt, und du hast Recht: nicht alle trans Menschen erreichen durch die Transition das Aussehen, dass sie sich am Anfang davon erhofft haben. Trotzdem ist es aber so: fast allen trans Personen geht es durch die Transition besser, und sie sind zufriedener mit ihrem Aussehen, als sie es vorher waren – selbst wenn es nicht zu 100% mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt.
Wenn du und deine Familie schon gesundheitlich schon viel durchgemacht haben, kann es natürlich doppelt schwierig sein, sie im Prinzip „nochmal“ einem so schwierigen Thema auszusetzen. Aber bedenke: wenn es dir durch eine Transition in einigen Jahren besser geht, dann profitieren davon auch deine Eltern und dein sonstiges Umfeld. Der Weg dahin wird sicherlich schwierig. Aber das Endergebnis ist es vielleicht wert.
Hast du schonmal in unsere Coming-Out-Broschüre geschaut? Vielleicht hilft dir diese bei der Vorbereitung auf ein Gespräch mit deinen Eltern. Aber auch hier gilt: lass dir Zeit, und schau, was für dich der richtige Umgang mit der Situation ist.

Ich wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Weg!
Elias

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