Kummerkastenantwort 226 – bin ich noch bisexuell? Bin ich wirklich cis?

Hi,
ich bin Anastasia und in einigen Tagen 18.
Ich habe mich mit 13 geoutet als Bisexuell, allerdings bin ich mir nicht sicher ob das noch so stimmt?

Ich habe momentan ein Freund, fühle mich zu ihm jedoch nicht sexuell angezogen, aber eine romantische Beziehung führen wir trotzdem und fühle mich auch wohl.
Frauen hingegen ziehen mich Sexuell und romantisch an.

Mein Geschlecht weiß ich auch nicht so richtig. Ich bin Weiblich, bin auch so groß geworden. Hab viel gezockt in meiner Jugend bis jetzt und Shoppe auch gerne Männersachen die ich selber Trage, genauso gut wie Frauen Sachen. Jenachdem wie ich halt in der Stimmung zu bin beziehungsweise wie es mir gerade gefällt.
Ich habe schon überlegt ob ich nicht noch zusehr in dem alten muster stecke von wegen Frauen dürfen nur dies und nur das, männer dürfen dies und jenes was frauen wieder nicht dürfen. (Alles eine frage der erziehung? Oder bin ich wirklich nur unsicher?)

Hallo Anastasia,

Zuerst zur Sache mit der Bisexualität: Es gibt zum Glück keine Pobizei, die kommt und Menschen verbietet, sich als bisexuell zu bezeichnen, wenn sie das wollen. Du kannst das Label also weiter nutzen, auch wenn du zweifelst, wie gut es tatsächlich passt. Wenn du tatsächlich betonen willst, dass du zu Männern nicht sexuell angezogen fühlst, ist biromantisch vielleicht ein gutes Label. Das könntest du auch kombinieren zu etwas wie „biromantische Lesbe“ oder „homosexuell und biromantisch“. Immer vorausgesetzt, es passt für dich als Begriff besser. Nur weil ich da etwas in den Raum stelle, heißt das nicht, dass du das benutzen musst oder dass es für dich richtig ist.

Auch bei deinem Geschlecht ist die Message eine ganz ähnliche. Du darfst das, ausprobieren ist erlaubt und es ist okay, unsicher zu sein und die eigenen Label zu hinterfragen.
Du hast die Freiheit, die Klamotten zu tragen, die du magst, egal ob sie irgendwer für Männer oder für Frauen verkauft hat. „Nur“ weil du Männerklamotten trägst, bedeutet das nicht automatisch, dass du trans bist. Andersrum, zwingt trans-sein auch nicht dazu, entsprechend gelabelte Klamotten zu tragen.
Am einfachsten ist vielleicht, dir das mal durch den Kopf gehen zu lassen, ob du eine Frau bist, ob du, falls ja, eine binäre Frau bist. Vielleicht fühlt sich „nicht-binäre Frau“ oder „queer“ als Beschreibung für dein eigenes Geschlecht richtiger und besser an. Dabei lohnt es sich auch, über Pronomen nachzudenken. Ist „sie“, das, was sich stimmig anfühlt? Passt ein Neopronomen wie „xier“ vielleicht besser? Oder „er“? Gegebenenfalls auch: möchtest du einen anderen Namen ausprobieren?
Bei allem davon ist es ok, das nicht zu wissen oder zu merken, dass es so passt, wie es ist. Es ist immer ok, gute Freund*innen um Rat zu fragen und sich da auszutauschen. Das ist alles auch nichts, wo eins sicher immer sicher sein muss.

Aber: zu finden, was passt heißt hier auch, zu sich selbst zu finden. Das kann unglaublich wertvoll sein, und deshalb lohnt es sich, da Zeit hinein zu investieren. Bei dieser Suche wünsche ich dir viel Erfolg.

Liebe Grüße
Xenia

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