Kummerkastenantwort 2.383: Ich bin trans und habe Fragen.
Hallo, ich selbst nenne mich Lemonberry (nicht-binär).
Vor ein paar Tagen habe ich mich bei meinen Eltern geoutet. Im Grunde ist meine Mum für sowas aufgeschlossen, sie glaubt jetzt jedoch das bei meiner Geburt mit meinen Geschlechtsteilen nicht gestimmt haben könnte. Also quasi Intersex. Im Grunde wäre ich sehr zufrieden wenn ich das wirklich wäre. Meine Mum vermittelt mir jedoch nur das Gefühl von einem Grund, als müsste sie eine Bestätigung haben warum Ihr Kind so “verkorkst” ist. Es macht mich etwas traurig und lässt mich oft schuldig fühlen das ich so bin wie ich bin. Ich weiß selbst es steckt viel psychisches hinter und meine Mum sagt mir immer wieder das ich mir nicht für alles die Schuld geben muss und ich für sie perfekt bin, aber dennoch.
Mein Dad glaubt ich schlüpfe in eine andere Rolle, meine Oma sieht es nur als Phase oder vergleicht mich mit meinen Transgender Freunden. Wie kann ich es meinen Familien Mitgliedern am besten erklären?
Es wird eine Umstellung für meine ganze Famillie, wenn sie mich irgendwann mit einem anderen Namen und anderen pronomen ansprechen sollen, nur damit ich mich wohl fühle. Irgendwie kommt man sich da ganz schön egoistisch rüber, selbst wenn man es nicht so meint.
Ist es eigentlich möglich eine Dysphoria bei seiner Menstruation zu bekommen?
Jedesmal wenn ich meine Periode habe fühle ich mich angeckelt, manchmal wird meine Atmung ganz komisch, so schnell oder schwer, ich will dann nur noch aus meinem Körper raus, allein die Vorstellung bei so einem Prozess, das wissen was da und wieso passiert, ekeln mich einfach nur an. Wieso muss es in mir passieren? Wieso ich? Gerne würde ich in einen geschlechtsneutralen Körper, ohne Periode oder so etwas.
Ich wünsche mir es gäbe eine geschlechtsneutrale Welt, oder wo sich jeder formen kann wie man es möchte, als würde man ein OC Avatar erstellen.
Wozu ist eigentlich der “Notausgang” Button? Also für wen ist der?
Danke fürs lesen
Hallo Lemonberry,
ob du inter* bist, könnte eine medizinische Fachkraft feststellen. Du musst aber nicht inter* sein, um sich als nicht binär zu identifizieren. Du brauchst keine physikalischen Merkmale oder “belegbaren” Grund dafür. Dein Gefühl und Wohlbefinden sind Grund genug. Es ist sehr nachvollziehbar, dass die Reaktion deiner Mum dich traurig macht, gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass sie womöglich nicht weiß, dass inter* und nicht binär sein nicht immer zusammenhängt. Wenn Menschen etwas nicht verstehen oder wissen, versuchen sie trotzdem es zu begreifen. Vielleicht könntest du darüber mit deiner Mutter sprechen.
Um auch mit anderen Familienmitgliedern sich darüber austauschen zu können, könntest du beispielsweise sagen: Nicht binäre Menschen sind verschieden. Manchen Menschen wurde das weibliche/männliche Geschlecht bei der Geburt zugewiesen und sie sehen auch typisch “weiblich” oder “männlich” aus, empfinden sich aber als nicht binär. Das kann man nicht unbedingt jemanden ansehen. Manche bleiben bei dem Geburtsnamen, manche nicht.
Du könntest auch so oder so ähnlich sagen: ich fände es schön, wenn ihr versuchen würdet mich mit … anzusprechen. Ich würde mich damit wohler fühlen. Unabhängig davon, ob es eine Phase ist, würdet ihr mir eine Freude damit machen.
Du schreibst, du kommst dir egoistisch dabei vor. Das ist ziemlich schade zu lesen, denn es ist völlig okay für deine Bedürfnisse einzustehen. Du darfst diese Wünsche haben. Deine Familie hat ziemlich wahrscheinlich auch Wünsche, was Ansprache angeht (Oma, Mama und cis Pronomen) und diese versuchst du wahrscheinlich auch anzuwenden.
Anderes Thema: Es ist ziemlich üblich als nicht binäre Person Dysphorie ausgelöst von der Periode zu erleben. Lese gerne unsere Antworten 1485 und 2327 zu dem Thema oder nutze die Suchfunktion.
Was es mit dem Button auf sich hat, erklären wir hier.
Liebe Grüße und alles Gute,
Elizy