Kummerkastenantwort 2.823: Wie soll ich mich vor meiner Familie outen?
Hey,
ich bin 19 Jahre alt und trans* (ftm)
Bei meinen Freunden bin ich überall geoutet und alle haben gut reagiert. Ein paar von ihnen sind selbst trans*, viele queer. Deswegen habe ich einen gut funktionierenden Safespace.
Gleichzeitig beschäftigt mich das Outing vor meiner Familie. Ich weiß, dass der Großteil transfeindlich ist, die familiären Umstände sind aus anderen Gründen generell schwierig. Ich habe Angst mit meinem Outing Beziehungen kaputt zu machen oder Menschen, die mir eigentlich wichtig sind zu verlieren. Besonders meine Cousinen und Cousins (alle unter 7) beschäftigen mich. Ich habe zu allen von ihnen ein gutes Verhältnis, aber die Eltern sind sehr transfeindlich. Ich habe Angst sie zu verlieren, ohne das sie etwas dafür können.
Auch die Situation in der Schule ist schwierig, da ich auf eine Mädchenschule gehe. Die SchülerInnen, mit denen ich am meisten zu tun habe wissen zwar Bescheid, trotzdem fehlt auch hier der Rückzugsort.
Vorallem die Zukunft macht mir Angst. Ich kann mich für mich nicht mit Testo, Masektomie, etc. beschäftigten, solange meine Familie nicht Bescheid weiß, gleichzeitig merke ich aber, dass mir das wichtig wäre.
Ich habe einfach keine Ahnung, wie ich das nächste Jahr/die nächsten Jahre gestalten soll.
Liebe Grüße
Moin,
zu aller erst: du musst erstmal gar nichts. Vielleicht wirkt es so, als müsstest du dich unbedingt bei deinen Eltern outen “weil sich das so gehört” oder so. In dem Fall gibts aber eigentlich gar keine Regeln oder Pflichten.
Gleichzeitig: es gibt kein allgemeines Rezept für “so funktioniert mein Outing sicher gut”. Du kennst deine Familie. Du weißt, ob schwierige Dinge besser in größerer Runde besprochen werden, ob es eine gute Idee ist, Verbündete mitzubringen, ob vielleicht kleine Gespräche zu zweit besser sind, oder eine Nachricht in einer etwaigen Familiengruppe übers Handy.
Du kannst und darfst dich unabhängig von deinen Eltern und deiner Familie um deine eigene Transition kümmern. Informieren verpflichtet zu nichts, und häufig haben Fachärzt*innen, die sich zudem mit trans Personen auskennen, auch lange Wartezeiten. Du hast also einen eher großen Zeitkorridor um da völlig unverbindlich zu schauen, wie Dinge funktionieren würden, welche Möglichkeiten mit welchen Vor- und Nachteilen du hättest.
Alles Gute,
Xenia