Kummerkastenantwort 2.855: Ich habe schlechte Erfahrungen mit einer Psychologin gemacht als ich wegen trans Sachen da war.
Hallo,
ich bin mir zwar noch nicht so sicher mit meinem Namen, aber ich finde Lilly eigentlich ganz schön und bin 23 Jahre alt. Womit ich mir aber mittlerweile selbst sehr sicher bin, ich bin trans (mtf). Ich war diese Woche das erste Mal bei einer Psychologin und es lief gar nicht gut. Mein Besuch bei ihr war eigentlich wegen meiner Motivationslosigkeit und Müdigkeit, aber ich hab mich durchgerungen auch mein trans-sein anzusprechen. Sie hat dann von “Transsexualität” angefangen zu reden und ab da hatte ich eigentlich schon eher ein schlechtes Gefühl bei ihr. Damit auch alles klar ist, ich bin stark übergewichtig, aber auch deswegen in Behandlung in einer Adipositas-Beratung, was ich auch erwähnte. Dadurch hat sie gemeint, ich müsse erst mal abnehmen und dann kann ich mir Gedanken über meine Identität machen, was ich überhaupt nicht verstanden habe, aber ich hab mich nicht getraut was zu sagen und hab ab da nur noch genickt und ok gesagt. Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst nicht schnell einen neuen Platz zu finden. Wie finde ich Psycholog*innen in meiner Nähe? Ich will ungern wieder meine Hausärztin danach fragen, weil ich nicht darauf eingehen will warum ich kein zweites Mal zu ihrer Empfehlung gehen will. Alleine die Vorstellung, noch länger mit Hormonen etc. zu warten, macht mich wütend und traurig. Jegliche Transition-Timelines geben mir Hoffnung und ich werde neidisch. Dann kommt eine Ärztin mit Erfahrung mit trans Personen (wie sie meinte) und sagt mir es wäre erstmal Nebensache, nur weil ich keine Ahnung hab ob ich mich als kleines Kind schon so gefühlt habe (die Frage hat sie gestellt). Ich weiß nur, dass ich nachdem ich gesehen habe, wie ich vielleicht aussehen könnte (durch Face-App und trans Personen mit ähnlichem Körperbau), war ich das erste mal glücklich und habe positiv in die Zukunft geschaut.
Liebe Grüße
Lilly
Hallo Lilly,
was für ein Käse. Der Trick bei Psycholog*innen ist, dass wenn wir mal so tun als gäbs genug davon, die ersten Termine immer auf Probe sind. Und wenns nicht passt, was bei dir ja sehr offensichtlich der Fall ist, suchst du dir eine andere Praxis und versuchst das nochmal. Es gibt ne Million Gründe, sich bei Psycholog*innen nicht wohlzufühlen und genau das wäre super wichtig, um da eine sinnige Arbeitsebene hinzubekommen.
Da die meisten Psycholog*innen erstmal irgendwie ein halbes bis ein Jahr mit Menschen arbeiten, bevor sie Indikationen schreiben, haben die eigentlich genug Zeit, Identitätsfragen und all den Unfug irgendwann in Ruhe zu klären. Gibt also keine Not, da das Kind direkt mit dem Bad am ersten Termin auszuleeren.
Die jeweiligen Landes-Psychotherapeutenkammern haben auf ihren Websites in der Regel Suchfunktionen, um Praxen zu finden. Die Websites sind jetzt nicht super modern, manche funktionieren auf Smartphones auch eher mäßig – aber grundsätzlich gibts die Datenbanken. Das gute an denen ist: sie sind vollständig und aktuell. Zusätzlich gibt es Portale wie queermed oder transdb, die mit Infos aus der Community befüllt sind. Trans-Beratungen vor Ort haben oft auch Empfehlungen.
Liebe Grüße
Xenia