Kummerkastenantwort 2.980: Hängt meine Scham davor, nackt zu sein mit Dysphorie zusammen?

Hey liebes Kummerkasten-Team,

ich bin mir nicht ganz sicher, ob meine Frage hier zu 100 % rein passt, aber ich versuche mal mein Glück.
Ich (genderfluid und bi) bin seit einiger Zeit in meiner ersten Beziehung. Mein Freund weiß bei mir über alles Bescheid (also ich bin vor ihm geoutet und er weiß, dass ich vorher noch kaum bis gar keine Erfahrungen sammeln konnte) und er behandelt mich sehr respektvoll, ich fühle mich bei ihm komplett sicher. Eigentlich würden wir auch gerne in unserer Intimität weiter gehen als bisher, doch irgendwie behagt mir der Gedanke, mich vor ihm richtig nackt zu zeigen, nicht wirklich – obwohl er mich an besagten Stellen schon längst berührt hat und ich damit überhaupt kein Problem hatte. Ich habe schon überlegt, ob das daran liegen könnte, dass ich mich nur teilweise bzw. an manchen Tagen vollständig mit meinem weiblichen Körper identifiziere; andererseits habe ich selten wirklich Body Dysphoria. Im Gegenteil; eigentlich bin ich mit meinem Körper sehr zufrieden – aber dennoch schäme ich mich, und ich weiß einfach nicht, warum. Meine Frage wäre nun, ob jemand von euch vielleicht nachempfinden kann, warum es mir so geht, oder eher Tipps für mich hat, wie ich diese störende Scham ablegen kann?

Viele Grüße,
Corinne <3

Hallo Corinne,

Das was du beschreibst ist (leider) ganz normal und es gehen vielen Menschen so. Intimität und Sex haben immer was mit Verletzlichkeit zu tun und mit einem Sich-Verletzlich (weil Erreichbar)-Machen. Wir sind es sehr gewöhnt, uns für unsere Körper zu schämen, selbst wenn wir auf einer rationalen Ebene wissen, dass unsere Körper eigentlich voll okay sind, die Gesellschaft trichtert uns Scham ein, als queere Person nochmal mehr. Da ist es total normal, dass Nervosität und Scham auftauchen, wenn wir diesen Körper einer anderen Person offen legen Es hilft, sich bewusst zu machen, dass das voll normal ist, dass also viele Leute sich am Anfang erst daran gewöhnen müssen, sich derart verletzlich zu machen

Außerdem: In einer Welt in der der eigene Körper ständig (negativ) bewertet wird, muss man sich erstmal dran gewöhnen, dass da ein anderer Mensch ist, der den Körper eigentlich ziemlich nice findet. Es hilft auch, mit dem Partner darüber zu sprechen, wie man sich fühlt, so nach dem Motto „Hey, ich will eigentlich schon, aber ich empfinde auch Scham, ich weiß selbst nicht zu 100% warum“. Sex, Intimität, Nacktheit, sind Dinge, an die man sich in einer Beziehung auch zusammen heran tasten kann, wenn man das will.

Wenn du das Thema weiter vertiefen möchtest, kann es helfen mit einer Therapie-Person, der du vertraust und bei der du dich wohlfühlst, darüber zu sprechen. Außerdem kannst du überlegen, was dir helfen kann, um dich besser zu fühlen. Würde es z.B. helfen, wenn dein Partner dir Komplimente macht? Oder willst du lieber, dass dein Körper nicht kommentiert wird?

Liebe Grüße,

Elias und Annika

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