Kummerkastenantwort 3.063: Ich will nicht transitionieren, um Geschlechterstereotype zu bekämpfen

Hallo,

ich bin trans (nichtbinär) und habe eine Frage zu meiner Präsentation und gesellschaftlichen Verhältnissen. Momentan ist es ja so, dass die Mehrheit der Menschen andere Leute aufgrund deren Aussehen entweder als männlich oder weiblich einordnen. Dadurch werden Enbys eigentlich immer falsch angesprochen und auch andere trans Menschen werden deswegen falsch gelesen. Ich hatte deshalb die Idee, dass ich als trans Person nichts an meinem Aussehen verändern könnte (also keine körperliche oder Kleidungstransition), damit Leute in meinem Umfeld sehen, dass man das Geschlecht nicht am Aussehen erkennt und man auch schon vor der Transition trans ist; außerdem wäre es vielleicht ein Weg, die Geschlechternormen zu bekämpfen. Das Problem hierbei ist, dass ich eigentlich ziemlich gerne Hormone nehmen und andere Kleidung anziehen würde, was ich mir jetzt allerdings nicht mehr erlauben will (anderen trans Menschen aber schon), obwohl ich auch Dysphorie bekomme und recht schnell neidisch auf den Körper anderer Menschen werde. Ich will eben nicht, dass mir dann gesagt wird, dass ich andere Kleidung trage oder meinen Körper verändere, weil ich ja trans bin oder dass das zwingend zum trans Sein dazugehört. Ich will, dass sie erkennen, dass Kleidung, Körper usw. nichts mit Geschlecht zu tun haben und ihre binäre Denkweise hinterfragen.
Ich weiß jetzt nicht genau, ob ich mein Bedürfnis nach einer körperlichen Transitition erfüllen darf, wenn ich damit die Denkweisen anderer Menschen nur bestätige.

Liebe Grüße,
Luci

Hi Luci!

Ich finde deine Idee geschlechterspezifische Stereotypen aufbrechen zu wollen sehr lobenswert, und du hast natürlich vollkommen Recht damit, dass das Geschlecht nicht am Aussehen erkennbar ist. Und natürlich stimmt es auch, dass das etwas ist, was viele Menschen noch lernen müssen.

Aber es ist nicht deine Aufgabe deswegen Dysphorie zu haben, und dir Dinge wie eine Transition zu verwähren, obwohl du sie gerne hättest. Das Wichtigste ist und bleibt, dass es dir gut geht, und dass du dich wohlfühlst. Das ist schon schwer genug. Und du verdienst es, den Körper zu haben, in dem du dich wohlfühlen und glücklich sein kannst. Auch wenn du damit ein paar Stereotypen erfüllst.

Vielleicht gibt es ja ein paar kleinere Dinge, mit denen du Geschlechterstereotypen herausfordern kannst, ohne dass du dabei Dysphorie bekommst? Etwa bestimmte Kleidungsstücke oder Pronomen?
Und auch wenn du selbst transitionst, kannst du immer noch erklären, dass das nichts ist, was du tun musst, sondern etwas das du tun willst.
Darüberhinaus kannst du deine Idee diese Stereotypen aufzubrechen künstlerisch ausleben und Charaktere erstellen (zB schreiben oder zeichnen), die das statt dir tun können.

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen
LG Lily ^-^

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.