Kummerkastenantwort 3.146: Kann ich eine nicht-binäre Frau sein?
Gibt es „nicht-binäre Frauen“?
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass nicht-binär und Frau ein Widerspruch in sich ist. Gleichzeitig beobachte ich seit einiger Zeit, ein Phänomen, das mich irgendwie irritiert.
Ich empfinde es zwar als passend, wenn ich als Frau bezeichnet oder angesprochen werde und würde mich auch selbst so bezeichnen. Aber in der Regel benutze ich eher die männliche Form von Wörtern als Selbstbezeichnung. Ich rede meistens (wenn auch nicht immer) von mir als Student, Christ, Leser, etc., habe letztens noch erzählt, dass ich früher Lehrer werden wollte… Ich hätte stattdessen auch Lehrerin sagen können. Habe ich aber nicht. Und wollte ich auch eigentlich gar nicht, wie mir dann auffiel.
Nun haben meine beiden männlichen Kollegen und ich letztens eine E-Mail bekommen, adressiert an „Liebe Kollegin, Liebe Kollegen“. Und irgendwie empfand ich das nicht nur als unnötig, sondern tatsächlich sogar als recht unangenehm. Weil ich mich eigentlich eher bei den Kollegen wiedergefunden hätte als in der (gesonderten) Bezeichnung als Kollegin. Hätte in der E-Mail stattdessen „Liebe Frau XY, Liebe Kollegen“ gestanden, hätte mich das nicht gestört.
Wenn man mich allerdings z.B. als Teil einer reinen Frauengruppe in den Begriff „Kolleginnen“ impliziert stört mich das allerdings auch nicht. Und ehrlich gesagt komme ich mir mit all diesen Gedanken etwas albern und unnötig kompliziert vor.
Aber müsste ich es beschreiben, würde ich wahrscheinlich sagen, ich sehe mich individuell als Frau (ob gerade geschminkt oder ungeschminkt, mit kurzen oder langen Haaren, ob mit Krawatte und im Kleid und ganz gleich mit welchen Interessen, ist Frau doch Frau, wenn sie Frau ist – darüber kann und will ich mich also nicht definieren) und „im gesellschaftlichen Kontext“ als nicht-binär? Wäre ich dann eine „nicht-binäre Frau“? Gibt es das überhaupt?
Moin,
da trügt dein Gefühl, da ist kein Widerspruch. Wenn wir, und für diesen Zweck funktioniert das ganz gut, Geschlecht auf einem Spektrum aufziehen, dann ist Weiblichkeit da irgendwo drauf. Aber was nicht da ist, sind super scharfe Grenzen wie in „bis hier weiblich – ab hier nicht-binär“. Das überlappt in einer mächtigen Unschärfe. Und auch du kannst genau da drin sein.
Liebe Grüße
Xenia