Kummerkastenantwort 3.791: Ich bin mir unsicher, ob ich mich als trans outen soll.

Hallo,

ich bin trans*, ungeoutet und hin und hergerissen. Ich weiß noch nicht lange, dass ich trans* bin. Vor etwas über einem Jahr habe ich es erkannt und wie mir nun klar wurde, habe ich diese Gedanken auch schon seit der Pubertät, nur hatte ich es noch nicht verstanden. Ich hab noch zu große Angst, jemandem davon zu erzählen. Ich brauche noch Zeit für mich. Gleichzeitig fühlt es sich so an, dass mir die Zeit davonliefe.

Im September beginne ich meine Ausbildung und ich denke darüber nach, mich vorher zu outen. Mein neues Umfeld würde mich dann von Anfang an so kennenlernen wie ich bin. Andererseits dauert die Ausbildung nur zwei Jahre und wenn ich es geschafft habe, bin ich in meinem Job ziemlich safe. Vielleicht wäre es sicherer zu warten, ich bin mir nicht sicher…

Ich würde mich gern bei meiner Mama outen. Wir haben ein gutes Verhältnis. Doch manchmal verwirrt/verunsichert sie mich mit ihrer konservativen Art, wobei sie sich nie queerfeindlich geäußert hat, so ist sie nicht, aber sie wirkt vielleicht distanziert zu solchen Themen (ein Kind ihrer Zeit?). Ich weiß, dass sie mich liebt und bedingungslos unterstützt, aber ich trau mich trotzdem nicht…

Ich habe nicht sehr viele Freunde, die sind aber alle offen und tolerant. Aber wirklich Thema ist so etwas bisher auch nicht gewesen. Ich denke, mein bester Freund würde mich sofort unterstützen, vielleicht wäre er etwas überfordert, aber das würde schon gut gehen.

Ich möchte gern eine Jugendgruppe für trans* Menschen in der Stadt besuchen; letzten Monat habe ich mich nicht getraut. Diesen Monat gibt es wieder ein Treffen. Ich hoffe, dass mich die Treffen mutiger machen.

Habt ihr einen Rat für mich?

Schonmal vielen Dank für alles, was ihr hier leistet und alles Gute.

Hallo!

Du musstest ziemlich lange auf eine Antwort von uns warten, das tut uns leid.

Du musst dich nicht outen, wenn du dich (noch) nicht bereit dafür fühlst. Wann auch immer du ich bereit fühlst wird früh genug sein.

Es kann absolut helfen, dich bei deiner neuen Ausbildung schon richtig vorzustellen. Damit würdest du dir natürlich ein klassisches Outing sparen, und müsstest dich auch weniger darauf verlassen, dass sich dein Umfeld umstellen wird, wenn sich dich ansprechen. Bis September vergeht ja auch noch genug Zeit, in der du dir überlegen kannst, ob du dich damit wohl fühlst.

Zum Outing bei deiner Familie und deinen Freund*innen kann ich dir empfehlen, dass du das auch nicht alles auf einmal machen musst. Wenn du also bei denem besten Freund das Gefühl hast, dass es am leichtesten wäre, dich zu outen, rede zuerst mal nur mit ihm. Er kann dich dann auch bei weiteren und schwierigeren Outings unterstützen.
Bei deiner Mutter, wenn du dir nicht sicher bist, wie sie reagieren wird, kann es auch helfen, zunächst über trans* Personen zu reden, die nicht du selbst sind. Gerade jetzt im Sommer wo viele CSDs und Pride Veranstaltungen sind, ist es leicht einzuhaken und mit ihr mal über das Thema an sich zu reden. Schau gerne auch mal in unsere Coming Out Broschüre.

Auch eine Jugendgruppe zu besuchen wird dir sicher helfen. Sich mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen auszutauschen und mit Leuten zu reden, die deine Perspektive teilen und dir vielleicht auch nochmal Ratschläge und Unterstützung geben können kann sehr wertvoll sein. In solchen Gruppen bist du auch als Newbie immer sehr willkommen, und sie werden sich freuen, wenn du kommst. ^-^ Wenn du magst, komm gerne auch in unseren Regenbogenchat.

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen ^-^
LG Lily

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