Kummerkastenantwort 4.521: An manchen Tagen denke ich, ich bin trans – an anderen, ich bin cis.
CN: Suizidalität, Depressionen
Hi,
Ich (afab,14) denke, dass ich trans (ftm) bin. Ich habe aber öfter das Gefühl mir das nur einzureden. Meine beste Freundin benutzt auch meinen Namen und die richtigen Pronomen aber halt nur, wenn wir alleine sind. Es fühlt sich gut an aber ich denke halt oft, dass ich mir das alles nur einrede. Inzwischen habe ich Depressionen und Suizidgedanken bekommen und einen Therapieplatz. An manchen Tagen denke ich, dass ich cis bin, am nächsten, dass ich trans bin. Ich weiß nicht was ich noch machen soll. In der Schule wurde ich als Lesbisch geoutet, identifiziere mich aber als schwul.
Ich hoffe, dass ich nicht zu verwirrend geschrieben habe.
Lg Kai (he/him)
Hallo Kai,
Uff, das hört sich schwierig an. Es tut mir leid, dass es dir damit so schlecht geht.
Leider sind diese Zweifel unter queeren Menschen sehr verbreitet; schließlich redet uns die Gesellschaft ständig ein, dass es besser wäre, wenn wir nicht queer wären. Wir haben diese Zweifel „Queeres Imposter“-Syndrom“ genannt und darüber einen längeren Eintrag geschrieben. Vielleicht hilft dir das schon mal weiter?
Ansonsten hoffe ich, dass du mit deiner Therapieperson auch über dein Geschlecht und deine Unsicherheit sprechen kannst und er*sie dir damit helfen kann.
Und ich weiß, dass sich das sehr einfach sagen lässt, aber: Du darfst unsicher sein. Du musst (noch) nicht zu 100% wissen, was genau dein Geschlecht ist. Du musst nicht wissen, welche Label du in 10 Jahren verwendest. Du darfst Zweifel haben. Und du darfst auch jetzt Dinge unternehmen, um dich jetzt gut zu fühlen. Viele Transitionsschritte sind komplett wieder rückgängig zu machen (z. B. Klamotten anzuzuiehen, in denen du dich wohlfühlst, einen Haarschnitt, der zu dir passt, online Pronomen und Namen verwenden, die sich gut anfühlen etc.) – vielleicht kannst du damit mal ein bisschen experimentieren und schauen, was dir davon gut tut?
Liebe Grüße & Alles Gute für dich,
Annika